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Verbündet – verfeindet – verschwägert, Bayern und Österreich
Zu Besuch in der bayerisch-oberösterreichischen Landesausstellung in Burghausen

Blick von der Burg auf BurghausenTraditionell widmet sich das Haus der bayerischen Geschichte jedes Jahr einem Thema der bayerischen Landesgeschichte und richtet zu diesem Anlass an jeweils verschiedenen Orten interessante Ausstellungen aus. So befasste sich die Landesausstellung 2011 im König-Ludwig II.-Jubiläumsjahr in der Schau „Götterdämmerung“ im Neuen Schloss Herrenchiemsee naturgemäß mit König Ludwig II. und seiner Zeit.
Dieses Jahr beschäftigt sich die zweite gemeinsame bayerisch-oberösterreichische Landesausstellung mit dem Verhältnis zwischen Bayern und Österreich im Mittelalter und betitelt die Schau angesichts der engen politischen und personellen Verflechtungen der beiden Länder treffend mit den Schlagworten Verbündet – Verfeindet – Verschwägert.
Grund genug also für einen Tagesausflug nach Burghausen, um sich den bayerischen Teil der Ausstellung anzusehen. Abgesehen von der imposanten und in Europa einmaligen Burganlage, die auch die Ausstellung beherbergt, befindet sich unterhalb der Burg und am Ufer der Salzach nämlich noch eine äußerst sehenswerte Altstadt. Doch Vorsicht! Wer sich neugierig zunächst dorthin begibt und neben den herausgeputzten Bürgerhäusern auch die die Stadt dominierende Kirche von St.Jakob besichtigt, muss zunächst wieder hoch Richtung Bahnhof, um ohne Stufen in die Burganlage zu kommen. Von der Altstadt hingegen führen – soweit ersichtlich – nur steile Wege mit endlosen Treppen zur Burg, die für jeden, der nicht so gut zu Fuß ist, nur mit fremder Hilfe und für Rollstuhlfahrer gar nicht zu bewältigen sind. Ebenso schwierig gestaltet sich der Besuch der Landesausstellung selbst: die auf zwei Stockwerke verteilten Ausstellungsräume sind zwar durch einen Aufzug verbunden, der auch vom Eingang und zum Ausgang im Erdgeschoss führt, hohe Schwellen an den Türen erschweren jedoch den Besuch und ein Innenhof mit Exponaten ist nur über eine steile Treppe zugänglich. Vieles mag zwar den historischen Gemäuern geschuldet sein, weshalb aber der Hauptzugang im tiefer gelegenen Kassenraum über eine vielstufige Rampe erfolgen muss, deren Handlauf vor der letzten Stufe endet, erschließt sich vermutlich nur dem Architekten und/oder dem Bauherrn.
KirchturmInhaltlich unterteilt sich die Ausstellung in zwei Abschnitte: in einem ersten Teil wird versucht, das Leben der Menschen im Mittelalter zu veranschaulichen. Dazu werden auch interaktive Methoden herangezogen. Dies mag Geschmackssache sein, wenn beispielsweise der damalige Tagesbedarf an Kalorien mit Info-Schildern über heute übliche Speisen und deren Kaloriengehalt verdeutlicht werden und der Besucher aufgefordert wird, sich anhand der Info-Schilder auszurechnen, wie viel er von diesem oder jenem essen müsste, um diesen Tagesbedarf zu erreichen. Diese Vorgehensweise kann aber auch sehr amüsant sein, wenn Rezepte mittelalterlicher Gerichte aus einschlägigen Kochbüchern zum Mitnehmen ausliegen und man so nebenbei erfährt, welches Gericht für „Lotterbuben und unverschämte Huren“ vorgeschlagen wird (nämlich ein Omelett mit Pomeranzen).
Der zweite und mit einer Vielzahl hochkarätiger Exponate zweifellos den Schwerpunkt der Ausstellung bildende Teil konzentriert sich hingegen auf eine geschichtliche Aufarbeitung des engen Verhältnisses zwischen Bayern und Österreich, wobei insbesondere die (auch kulturellen) Einflüsse Bayerns auf Österreich sowie die politischen Wirren im Mittelalter thematisiert werden.
Alles in allem eine sehr sehenswerte Ausstellung, für die man sich aber sehr beeilen muss, da sie nur noch bis 4. November geöffnet hat.

Wolfgang Vogl