Die Krankenkassen, die sich jetzt immer häufiger Gesundheitskassen nennen, kranken daran, dass sie mit dem Überschuss, den sie durch die drastischen Einsparungen an den Patienten erwirtschaften, nicht umgehen können. Denn sie geraten immer mehr in die Kritik
derer, die sich fragen, ob eigentlich der Patient, oder der Beitragszahler auch nur irgendetwas vom Goldregen abbekommt. Sie sammeln Geld wie Donald Duck und baden offenbar ebenso begeistert darin. Als krasser Gegensatz dazu herrscht in der Welt der Patienten Mangel. Rollstuhlfahrer erleben dies schon seit vielen Jahren am eigenen Leib und am rollenden Untersatz: Die Krankenkassen zahlen den Sanitätshäusern nicht mehr das, was sie geliefert und geleistet haben, weil der Arzt es verordnet hat, sondern zwingen sie, mit einer Pauschale auszukommen. Das rechnet sich manchmal, beispielsweise, wenn der Rollstuhlfahrer das Glück hat, dass sein Rollstuhl mindestens 10 Jahre keinen Schaden zeigt und das Sanitätshaus die ganze Pauschale kassieren kann. Aber – kennen Sie einen solchen Fall? Sollten sich jedoch Reparaturen als notwendig erweisen, so wird der Patient so lange bedient, so lange die Pauschale reicht. Wenn sie nicht reicht, wird er nicht mehr bedient. Denn das Sanitätshaus müsste dann ja unentgeltlich arbeiten. Welches Sanitätshaus kann sich das leisten? Viele haben bereits zuschließen müssen. Doch die Mangellage erstreckt sich noch viel weiter, bis hin zu den kleinsten existentiell notwendigen Hilfsmitteln. Beispiel: Windeln. Lange Jahre beispielsweise zahlte die Barmer GEK gut saugfähige Windelhöschen. Jetzt zahlt sie keine mehr, bzw. die Zuzahlung würde sich, falls man die Windelhöschen weiterhin benutzen möchte, auf eine beachtliche monatliche Summe belaufen. Ein älterer Herr etwa, der bisher die Windelhöschen benutzte, kann sich nun nur noch die von der Kasse angebotenen Ersatzwindeln leisten. Sie sind aber nicht so saugfähig. Seine Pflegerin muss die Windeln nun etwa dreimal so häufig wechseln wie bisher. Die Pflegerin kostet eine Menge mehr als das bisher übliche Hilfsmittel. Man kann dieses Verfahren natürlich auch loben und sagen, die Krankenkassen schüfen auf diese Weise Arbeitsplätze. Das wäre ja schön! Aber warum muss ich brauchbare Hilfsmittel durch Arbeitskraft ersetzen? Im pflegerischen Bereich gäbe es eine Menge mehr Sinnvolles zu tun. Und zum Schluss noch ein Beispiel für unnötige Bürokratisierung und Akademisierung, an der die Krankenkassen sich ebenfalls munter beteiligen: In einem bestimmten Fall wurden bisher Yoga-Kurse bezuschusst, die eine begabte und beliebte, durch jahrelange Praxis ausgezeichnete Yogalehrerin angeboten hatte. Jetzt werden ihre Kurse nicht mehr bezuschusst, da sie keine pädagogische oder pflegerische Ausbildung vorweisen kann.
Es lebe die Krake Krankenkasse, pardon – Gesundheitskasse! –, die nach allen Seiten ihre Arme ausstreckt und ihre Saugnäpfe ansetzt!
Ingrid Leitner