Am 19. Juli ist Ina Stein unerwartet und auch viel zu früh von uns gegangen.  

Sie war Aktivistin und Urgestein der Behindertenbewegung in Bayern. 

Als Visionärin und Kämpferin setzte sie sich zeitlebens für Barrierefreiheit, Gleichstellung und Teilhabe ein. Unserem Verein war sie seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden als Weggefährtin, Mitglied und seit 2019 Ehrenmitglied des CBF München. Dabei war iIhr Start ins Leben alles andere als leicht. Flucht, Beeinträchtigung durch Polio, Vorurteile – schon früh lernte sie das Leben als Hindernislauf kennen. Als Frau mit einer Behinderung sah sie sich zudem häufig einer doppelten Diskriminierung ausgesetzt. Und auch, wenn sie sich Ihren beruflichen Weg ganz anders vorgestellt hatte – gerne wäre sie als Fremdsprachenkorrespondentin für eine internationale Firma tätig gewesen –, hörte sie auf Ihre Eltern, die sich für Ihr Kind „etwas Sicheres“ wünschten, und was ist schließlich sicherer als eine Beamtenlaufbahn? Glücklich, die Fügung, ihren Mann Dietmar, der immer an Ihrer Seite stand, beim Tanz kennen zu lernen und nach der Geburt Ihres Sohnes den Beruf zugunsten einer Berufung zu opfern! 

Ihre Stationen sind bemerkenswert, dabei immer folgerichtig und den Herausforderungen geschuldet. 1973 gehört sie zu den Gründungsmitgliedern des Behindertenbeirats der Landeshauptstadt München. Ihr Engagement, die verschiedensten Aktivitäten in der Behindertenhilfe, gepaart mit politischem Geschick brachten ihr auf der Bundes-, Landes- und der kommunalen Ebene Anerkennung ein. So mag es nicht weiter verwundern, dass sie 1999 zur ersten Behindertenbeauftragten der Staatsregierung berufen wurde. Im Jahr 2000 hebt sie die Netzwerkfrauen Bayern aus der Taufe. 2003 wird das Bayerische Gleichstellungsgesetz verabschiedet, für das sie wesentliche Impulse setzt. Nachdem sie 2004 als Behindertenbeauftragte abdankt, verantwortet sie schließlich als Vorsitzende noch 10 Jahre lang den Auf- und Ausbau des Landesverbandes der Special Olympics Bayern.  

Chapeau für ein Lebenswerk!  

Ina „Stein“ wird uns allen als „Fels“ in mancher Brandung in dankbarer und herzlicher Erinnerung bleiben. 

Peter Pabst im Namen aller CBF´ler.