Eine unbekannte Stadt erkunden, ein neues Museum besuchen oder in dem Restaurant essen, das in der Zeitung so gut besprochen worden war. Solche oder ähnliche Vorhaben sind für jeden, der körperlich und geistig fit ist, Teil des Alltags und selbstverständlich. Wer aber in seiner Mobilität eingeschränkt oder gar auf den Rollstuhl angewiesen ist, für den sind solche Unternehmungen nur mit einer Begleitperson ohne weiteres durchführbar. Auf sich allein gestellt, türmen sich vielerlei Hürden auf, die oft schwer, oft gar nicht überwunden werden können: das gewählte Verkehrsmittel kann nur mit Mühe benutzt werden, das Museum ist nur über viele Stufen erreichbar und vor dem ausgewählten Restaurant befinden sich keinerlei Parkplätze. Wer mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut ist, kann dem bei der Planung bereits Rechnung tragen. Für alle anderen aber sind eine detaillierte Beantwortung der Frage nach der Zugänglichkeit von Sehenswürdigkeiten, Auskünfte über geeignete öffentliche Nahverkehrsverbindungen oder ähnliche Informationen äußerst wertvoll, egal, ob gehbehindert, im Rollstuhl, blind, Analphabet oder geistig behindert. An diesem Punkt setzt ASK-IT ein (auch wer Abkürzungen grundsätzlich eher kritisch gegenübersteht, dürfte hier dankbar sein: Der etwas sperrige volle Name für das Projekt lautet Ambiente-Intelligenz-System mit wissensbasierten und integrierten Diensten für mobilitätseingeschränkte Benutzer oder Ambient Intelligence System of Agents for Knowledge-based and Integrated Services for Mobility Impaired users), ein teilweise von der Europäischen Kommission finanziertes Projekt. Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, den oben genannten Personengruppen und noch einigen anderen mehr eine Software zur Verfügung zu stellen, die beispielsweise mit einem Mobiltelefon oder einem PDA (Personal Digital Assistant - eine Art elektronisches Notizbuch) benutzt werden kann. Neben der Anlage eines so genannten Benutzerprofils sollen mit dieser Software vor allem eine Vielzahl von Anfragen gestellt und beantwortet werden können: Die denkbaren Themen reichen vom nächsten behindertengerechten WC über ohne weiteres zugängliche Sehenswürdigkeiten bis hin zu rollstuhlgerechten Taxis.
Nachdem in verschiedenen Städten, darunter Nürnberg als einziger deutscher Großstadt, Tests durchgeführt wurden, fand Ende Juni im Rahmen einer Konferenz in Nürnberg eine Auswertung dieser Tests und ein Meinungs- und Erfahrungsaustausch der interessierten Gruppen und am Projekt beteiligten Partner statt. In weiteren Testreihen (den Cross-Site-Tests) soll die entwickelte Software auch in anderen deutschen oder europäischen Städten getestet werden.
Von vielen Menschen, und nicht notwendigerweise nur von älteren oder nicht am Geschäftsleben beteiligten, man denke nur an Karl Lagerfeld, werden neue Technologien kritisch beäugt und nur widerstrebend, wenn überhaupt, benutzt. Wie das Projekt ASK-IT aber eindrucksvoll beweist, bergen diese neuen Technologien ein enormes Potential und ermöglichen auch Personengruppen in größerem Ausmaß, selbständig ihren Alltag planen und gestalten zu können, als dies sonst ohne Hilfe möglich wäre. Es mag mitunter mühsam sein, sich mit neuen Technologien vertraut zu machen - aber es lohnt sich!
Wolfgang Vogl
Das Projekt Ask-it
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