Schüttelbrot und Keschtn
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Die letzte Wochenfahrt in diesem Jahr mit "Raus aus dem Haus" nach Südtirol
Von zuhause weg bedeutet für fast jeden immer einen willkommenen Tapetenwechsel. In dieser Stimmung tritt denn auch unsere aus 55 Personen, darunter 11 Rollstuhlfahrern, bestehende Reisegruppe diese Reise an. Und sie begann auch gleich äußerst vielversprechend mit einer romantischen Fahrt durch das Eggental bis zu unserem ersten Ziel: Südtirols bedeutendstem Wallfahrtsort Maria Weissenstein. Von dort bietet sich ein herrlicher Anblick über den Rosengarten, ein Bergmassiv der Südtiroler Dolomiten.
Gegen 17.30 Uhr treffen wir dann im Hotel Alpin im Pflerschtal ein, ein Ort zur Entspannung und Erholung in gesunder Luft wie aus dem Bilderbuch: im Hintergrund das Gebirgsmassiv des Tribulaun, vor dem Haus ein rauschender Wildbach. Doch nicht nur die Romantiker unter uns kamen auf ihre Kosten, denn wir alle wurden vom gesamten Team freundlich und zuvorkommend verwöhnt. Dies schuf die idealen Voraussetzungen, dass wir uns während unseres Aufenthalts wohl fühlten.
Am Montag fahren wir nach einem ausgiebigen Frühstück zur Seiseralm. Die weltweit größte Hochalm bietet nicht nur Gelegenheit, eine ungewohnte Ruhe und Stille zu genießen, sondern auch einen ganz besonderen Augenschmaus: ringsum weite, grüne Almwiesen und ein herrliches Bergpanorama (Schlern, Rosengarten, Sella Gebirge ...).
Den Dienstag verbringen wir in Meran. Das mittelalterliche Zentrum der auch "Perle Südtirols" genannten Stadt ist fast zur Gänze Fußgängerzone, und so können wir unbeschwert durch die schmalen Gässchen laufen und mit den Rollstühlen fahren. Wir folgen der Laubengasse in Richtung Pfarrplatz und bewundern die verwinkelten Hinterhöfe und Durchgänge, welche geheimnisvoll wirken und von längst vergangenen Zeiten zu erzählen scheinen. Auf der Kurpromenade überwältigt uns dann die üppige, mediterrane Vegetation, die einen reizvollen Kontrast zum tosenden Gebirgsbach bildet.
Der nächste Tag ist dann wieder ganz der großartigen Natur Südtirols gewidmet. Auf einer romantischen, eindrucksvolle Ausblicke in die Südtiroler Bergwelt gewährenden Fahrt über Berge und durch Täler gelangen wir zur Stille am Antholzer See. Hier haben die Wanderer unter uns, aber auch einige Rollstuhlfahrer die Gelegenheit, auf einem ausgewiesenen Weg den See zu umrunden, aber vor allem die schier überwältigende Aussicht ins Hochgebirge zu genießen.
Am Donnerstag fahren wir sodann ins Ahrntal. Von Bruneck im Pustertal abzweigend, über Sand in Taufers und vorbei an einer der mächtigsten Burgen des Landes, der Burg Taufers, erreichen wir schließlich unser Ziel: an der Südseite der Zillertaler Alpen gelegen, ist das Ahrntal von über 80 Dreitausendern eingerahmt! Da ist es fast schon überflüssig hinzuzufügen, dass wir auch hier wieder mit einer grandiosen Aussicht mit zum Greifen nahen Bergen belohnt werden.
Da man ohne Törggelen nur wenig überzeugend behaupten kann, in Südtirol gewesen zu sein, lassen auch wir diesen Abend damit ausklingen. Zur Musik eines Duos kommen wir sehr bald in Stimmung und riskieren sogar mitunter das Tanzbein. Aber Törggelen wäre ohne den kulinarischen Teil kein richtiges Törggelen, und so steht auch hier die Verkostung des "Süßen" auf dem Programm, das heißt des jungen, noch nicht gegorenen Traubensafts (später im Jahr die des "Nuien", des bereits vergorenen Mosts), begleitet von Speck, "hårten Breatln" (allseits bekannt unter dem Namen "Schüttelbrot") und "Keschtn" (Kastanien).
Der Freitag dient allen der Erholung. An unseren letzten Erholungstag, dem Samstag, fahren wir in das historisch so bedeutsame Brixen im Eisacktal. Neben dem Brixener Dom mit seiner monumentalen, barocken Atmosphäre und vor allem den beeindruckenden Deckenmalereien entdecken wir auch ein anderes Kleinod: den an den Dom anschließenden Kreuzgang. Bei unserem Spaziergang durch die alten Gässchen der Altstadt stoßen wir geradezu auf ein weiteres Überbleibsel einer großen Vergangenheit, die überall über Gaststätten und Geschäften hängenden Zunftschilder. In kleinen Cafés gönnen wir uns bei Espresso eine wohlverdiente Pause, bevor wir auf dem weiteren Weg zurück zum Bus noch einige Kleinigkeiten als Erinnerung an eine wundervolle Woche in Südtirol kaufen.
Zurück geht´s am Sonntag, mit einer Pause in der Stadt Rattenberg, die zwischen Fels und Inn am Fuß einer Burg aus dem 10. Jahrhundert liegt. Nachdem wir uns alle gestärkt haben, beginnt der Endspurt nach Germering, wo wir am Nachmittag angekommen sind.
Unseren vielen ehrenamtlichen Helfern ein herzliches Dankeschön für ihren unermüdlichen Einsatz. Sie waren wie immer der Garant für eine gelungene Reise.
Hermann Sickinger