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und hier der zweite Reisebericht über die Fahrt auf die Insel Krk – ein Reisebericht, wie er – hoffentlich – nicht im Führer steht

Man könnte eine solche Erfahrung von Kroatien, Istrien, Krk unter verschiedenen Aspekten angehen: geologisch-geographisch, historisch-chronologisch, klimatisch-meteorologisch, botanisch-zoologisch usw. Dann erhielte man eine lückenhafte, mangelhafte Beschreibung eines Landes/einer (Halb-)Insel. Dieses Vorgehen verbietet sich schon aus Platzgründen!, selbst wenn man sich bei jedem Aspekt auf ein herausragendes Merkmal beschränkt, also z.B. Krk ist stein-reich, das fällt ins Auge. Wenn früher die Seemacht Venedig hier räuberisch ganze Wälder für Schiffe und Pfahlbauten abgeholzt hat, so ist die Lagunenstadt heute froh, von dort riesige Ladungen Kalksteine als Wellenbrecher zu ihrer Erhaltung zu beziehen.
Es rächt sich alles…..
Oder: das salzhaltige Sumpfgras im Landesinnern von Istrien, das einst Nero in Form des pikanten Lamm-Koteletts sehr schätzte, ließ Mussolini trockenlegen, so dass wir heute allenfalls noch nachgesalzenen Schafskäse genießen können,
es rächt sich …..
Oder: die Mungos (Marder-Art), die man extra aus Australien zur Vernichtung der überhandnehmenden Schlangen einführte, fraßen – nachdem diese aufgefressen waren – auch zunehmend Hühner;
es rächt……
Es gibt aber auch einen Lohn der Geschichte:

Das Sperrgebiet um den Archipel mit 14 Inseln vor Pula, das Tito als seine Sommerresidenz auch für Staatsgäste errichten ließ, ist heute ein Nationalpark auf der Insel Brijuni mit seltener Flora und Fauna, einschließlich eines Tito von Indira Gandhi geschenkten Elefanten.
Opatija, das „österreichische Nizza“ an der „blauen Adria“ gelegen, lockte neben dem KuK-Hochadel (Kaiser Franz-Josef, Sissi etc.) auch viele Künstler: Franz Lehar, Emmerich Kalman, Gustav Mahler, James Joyce, Henrik Sienkiewicz (Quo vadis?), Anton Tschechow etc. hierher. Die Österreicher hatten schon immer einen erobernden Drang zur Adria. Was vor 135 Jahren der Eisenbahnbauer Julius Schuler (1873) mit seiner Linie bis Rijeka (ital.: Fiume) einleitete, das vollenden die österreichischen Hoteliersfamilien Kuppelwieser und Franpost kensteiner durch Zuleitung von Touristenströmen hierher, wobei übrigens beide der uralten Bernsteinstraße durch die Schneise der Ostalpenausläufer folg(t)en.
Und was (noch früher) die Türkengefahr für Land, Leute und christlichen Glauben hier war, das sind heute die Urlauber, Yachtbesitzer und Insel-Mieter (es gibt über 1000!), hauptsächlich die Deutschen.
Nichts gegen erholungsuchende Landsleute, aber wenn sie – vor allem in den Sommermonaten – mit einem wespigen Geschwirr die Bewohner der hiesigen Inseln (66 bewohnt) und Küsten regelrecht überfallen, die Büfett-Tische in raubtierartiger Hektik und Raffgier in Minutenschnelle leerfressen und einen für Einheimische ungewohnten Lärmpegel und Trubel entfachen, dann wünscht man diesen „hungrigen Heuschrecken“ schon gerne „schwarze Witwen“ (Spinnenart) an den Hals, die es hier zur Genüge gibt, oder auch „kroatische Krokodile“ (= Eidechsen); es ist eben alles etwas kleiner (4,5 Mio E), gemächlicher hier, dafür aber bodenständig. Bis auf die Bora, den kalten, manchmal orkanartigen (250 km/Std) von den Gebirgszügen des Festlands zur Adria abfallenden Küstenwind, der durch Windräder erzeugte Strom genügt z.B. für die ganze Insel Pag. Dafür müssen die beiden Brücken bei Kraljevice, die die Insel Krk mit dem Festland verbinden, bei solchen Stürmen gesperrt werden.
Seit diesem Bau bleiben übrigens die Überfahrtschiffe
im Hafen von Crikvenica ohne Auftrag.
Es rächt…

Gibt es noch was zu berichten, etwa Kulinarisches? Ja, die Kroaten machen sowohl aus Feigen als auch aus Misteln einen Schnaps, von den verschiedenen vorzüglichen Weinarten nicht zu reden, die zwar auf bekannten Rebsorten (Merlot, Terlan etc.) basieren, aber denen die eisen- und kalkhaltige Erde bzw. die salzhaltige Luft einen eigenen Geschmack verleihen!
Ebenso wie den unterschiedlichen Arten Olivenöl (einst soll ganz Kroatien 30 Mio Ölbäume gehabt haben, wovon noch 4 Mio übrig sind). Die Kartoffeln sind klein (wegen des kargen Bodens), der Spargel wild, die größte Trüffel wog 1,3 kg (Guinness-Rekord).
Fazit: die Reise war sehr lehrreich und sehr schön, danke!

Herbert Gottfried