Menschen, die den CBF geprägt haben.
Diesmal ist die Rede von Dieter Richthammer Er ist Ende der 1930er Jahre in Amberg/Opf. geboren, absolvierte eine Maler und Lackiererlehre, konnte seinen Beruf aber nicht mehr ausüben, da er eine Muskeldystrophie bekam, die ihn auch bald in den Rollstuhl zwang, auch hatte er so gut wie keine Armfunktion mehr.
Er kam dann nach Neckargemünd bei Heidelberg, wo er zum Datenverarbeitungskaufmann umgeschult wurde. Später hat er von der Zeit immer geschwärmt, dort lernte er seine Frau Gerda kennen. Und die Kurpfälzer hatten es ihm angetan, weil sie so ein weltoffenes und geselliges Völkchen seien.
Nach der Ausbildung bekam er einen Arbeitsplatz bei der Stiftung Pfennigparade und wie ein 6er im Lotto auch noch eine Rollstuhlwohnung (das gab es damals nur dort) mit einem angeschlossenen Pflegedienst, denn es war ihm wichtig, dass seine Frau nicht nur seine Pflegerin war. In der Pfennigparade wurde er dann auch Mitglied im CBF, der damals dort jeden Montag in den Clubräumen tagte. Dieter Richthammer mauserte sich mit der Zeit zu einem echten Fachmann für rollstuhlgerechtes und barrierefreies Bauen, er wurde mit dem Architekten Lothar Marx einer der ersten Berater der Beratungsstelle für Barrierefreies Planen und Bauen der Bayerischen Architektenkammer, die damals auf Initiative des CBF mit dem Präsidenten Ernst Maria Lang aus der Taufe gehoben wurde. Später wurde er auch Mitglied im DIN-Ausschuss für rollstuhlgerechtes und barrierefreies Bauen. Dass er als echter Fachmann anerkannt war, konnte ich, die die Korrespondenz im Büro zu sehen bekam, feststellen, dort wurde er häufig mit Herr Architekt und Herr Ingenieur angesprochen. Es ist fast unmöglich alles aufzuführen, was er initiiert hat. Sehr aktiv, war Dieter Richthammer auch, was die Mobilität für alle im Öffentlichen Nah- und Fernverkehr betraf, er war Mitglied im Facharbeitskreis Mobilität des Münchner Behindertenbeirats. Der Behindertenbeirat hatte beim Stadtrat durchgesetzt, dass Niederflurbusse mit Einstieghilfe angeschafft werden sollten, doch die gab es nirgends auf dem Markt, in München hat sich lediglich ein Hersteller bereit erklärt ein Pilotfahrzeug zu konstruieren, das war die Fa. Neoplan /Auwärter. Dieter Richthammer hat unzählige Stunden mit den Konstrukteuren von Neoplan und von den Stadtwerken verbracht, bis ein geeigneter Niederflurbus zustande kam. Etwas traurig stimmte mich damals, dass die Fa. Neoplan, die so viel Geld und Arbeitskraft in die Konstruktion gesteckt hatte, bei der Bestellung durch den Stadtrat leer ausging. Bedacht wurde die Münchner Firma MAN, die keinen Finger für die Konstruktion gerührt hatte. Allerdings konnte Neoplan sein Modell in andere deutsche Städte und im europäischen Ausland verkaufen, wo der Niederflurbus ein Verkaufsschlager wurde.
Noch zwei andere Dinge erinnern an Dieter Richthammer. Für die Beratungsstelle der Architektenkammer, war er öfter in Bayern unterwegs um Ortstermine bei Behörden, Bauherren und Architekten wahrzunehmen. Mit seinem Elektrorollstuhl brauchte er immer ein Behindertenfahrzeug mit Fahrer, das war teuer und auch schwer zu organisieren. Nachdem die Deutsche Bahn über Jahrzehnte nicht bereit war, eine fahrzeuggebundene Einstiegshilfe weder bei den Regionalzügen noch beim Fernverkehr zu installieren, entwickelte Dieter Richthammer mit einer Fachhochschule, die Einstiegshilfe, die immer noch auf den Bahnsteigen im Einsatz ist. Sie ist praktisch ein umgebauter Gabelstapler. Da aber so eine Einstiegshilfe nichts nützt, wenn nicht auch Personal vorhanden ist, das sie bedient, verhandelte er im Namen des CBF mit der Bahn über einen Mobilitätsservice, den es auch immer noch gibt.
Die Stadt München hat ihn mit der Medaille „München leuchtet“ geehrt. Als sich Ende der 2000er Jahre seine Krankheit zunehmend verschlimmerte, ist er 2009 für uns alle überraschend verstorben.
Carola Walla