Menschen die den CBF geprägt haben: Karin Friedrich
Fangen wir an mit Karin Friedrich. Sie war Reporterin und Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung. Der CBF hat ihr viel zu verdanken, denn sie hat ihn mit ihren Reportagen einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht. In den 70-er und 80-er Jahren des letzten Jahrhunderts berichtete sie häufig über die Aktivitäten des CBF (damals noch CeBeeF), ihr war es ein großes Anliegen über die aufkeimende Behindertenbewegung zu berichten, auch über andere Organisationen, wie z.B. die VIF, die es pflegebedürftigen Menschen ermöglicht, in den eigenen vier Wänden selbstbestimmt zu leben, was damals noch etwas ganz Neues war.
Sie hat uns mit großer Sympathie bei Aktionen begleitet, die im Öffentlichen Raum die fehlende Barrierefreiheit anprangerten.
Sie besuchte den CBF bei einem seiner „Clubabende“, wo sich jeden Montag die Mitglieder des CBF trafen, um über anstehende Aktionen zu beraten, Reisen zu planen, zu ratschen und zu feiern.
Einmal begleitete sie sogar unser Mitglied Otto Ottmann (im Rollstuhl) und mich in die Alfonsschule in Neuhausen. Dort zeigten wir unseren Film „Leicht haben wir es nicht miteinander“ und sprachen mit den Schulkindern darüber, wie das Leben von Menschen im Rollstuhl aussieht, warum sie für ein selbstbestimmtes Leben Barrierefreiheit benötigen, und wie das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung sein sollte. Damals ging ich regelmäßig mit verschiedenen Mitgliedern mit Behinderung in Schulen, wir wollten, dass Kinder so mit Menschen mit Behinderung Kontakt bekommen und Berührungsängste verlieren, da es in den Schulen zu diesem Zeitpunkt so gut wie keine Schüler mit Beeinträchtigung gab.
Es war immer sehr erfrischend, wenn Frau Friedrich in ihrem Reporteroutfit: Jeans, kariertes Hemd und Jeansjacke, aufkreuzte, sie war nicht nur eine sehr engagierte sondern auch ausnehmend attraktive Frau mit großen blauen Augen und hellblonden Locken.
In ihren späteren Jahren hat Karin Friedrich dann sehr viel für den Adventskalender der SZ geschrieben und über Armut und bedürftige Menschen in einer reichen Gesellschaft berichtet.
Sie arbeitete auch viel für die „Weiße Rose-Stiftung“ in München.
Blickt man auf das Leben von Frau Friedrich (1925-2010), findet man, dass sie eine bemerkenswert mutige Frau war. Als blutjunge Frau war sie im 3. Reich mit ihrer Mutter Mitglied der Widerstandsgruppe „Onkel Emil“. „Onkel Emil“, war das Codewort am Telefon und in Gesprächen.
Mit 18 Jahren verteilte sie nach der Hinrichtung der Mitglieder der „Weißen Rose“ Flugblätter.
Die Widerstandsgruppe „Onkel Emil“ hatte das große Glück nicht entdeckt zu werden, deshalb hat nach dem Krieg lange keiner von ihr Notiz genommen. Ihre Besonderheit war, dass dort Juden, Nichtjuden und Deserteure gemeinsam Quartiere für Untergetauchte besorgten und Lebensmittelkarten organisierten, Identitäten (Ausweise, Papiere) und sogar Arbeit besorgten.
Später wurde Karin Friedrich von der Holocaust Erinnerungsstätte Yad Vashem als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Uns ist es eine große Ehre, dass wir sie kennenlernen durften und sie unsere Arbeit so wichtig fand, darüber zu berichten.
Wer noch mehr erfahren möchte auf YouTube findet sich ein Interview mit Karin Friedrich über ihre Arbeit im Widerstand.
Carola Walla