Die Mutter eines unserer Mitglieder schickte uns kürzlich folgende Schilderung, die wir in Auszügen wiedergeben:
„Am 17.02.2017 abends auf dem Heimweg hatten wir ein ganz unglaubliches Erlebnis.
Meine Tochter ist seit sehr vielen Jahren im Besitz eines unbefristeten Behindertenausweises des Versorgungsamtes München, welchen auf der ersten Seite unten rechts der Buchstabe B „ziert“, dick gedruckt. Daneben steht: "Die Notwendigkeit ständiger Begleitung ist nachgewiesen."
Meine Tochter fährt einen nicht übersehbaren Elektro-Rollstuhl. Wir bestiegen an besagtem Abend gemeinsam den Bus. Der Busfahrer forderte mich sofort auf, eine Fahrkarte zu kaufen. Mein Hinweis auf die Behinderung meiner Tochter sowie das Vorzeigen des Behindertenausweises, interessierten ihn nicht. Er lehnte jegliche Kommunikation ab, verwies mich des Busses, drohte mir mit der Polizei, die er auch sogleich rief, mit dem Hinweis "Fahrgast weigert sich, Fahrkarte zu kaufen", verlangte meinen Namen, weigerte sich jedoch, mir seinen Namen zu nennen. Er äußerte sich in ausgesprochen harschem Ton, meinte, er wisse alles genau, denn er führe seit zehn Jahren Bus.
Er rief dann die MVG Leitstelle an, die, wie zu hören war, sagte, sie kenne sich da nicht aus. Meine Tochter und ich befanden uns schnell außerhalb des Busses, der davon fuhr. Zwei freundliche Polizisten kamen auf uns zu, befragten den nächsten ankommenden Busfahrer, der ihnen den besagten Buchstaben B zeigte. Meine Tochter und ich kamen mitten in der Nacht, völlig durchnässt und viel zu spät an unserer Haltestelle an. Die Weigerung des MVG Busfahrers sowie die Unkenntnis der Leitstelle zeigen, dass der Stellenwert behinderter Menschen bei den öffentlichen Verkehrsmitteln doch als vernachlässigbar angesehen wird, trotz der technischen Möglichkeiten der Rampen und entgegen überall propagierter Inklusion. Wie ist es möglich, dass ein Busfahrer mit solch langer Berufserfahrung sich so falsch verhält und die Beförderungsbestimmungen nicht befolgt bzw. kennt? Fahrgäste müssen sich daran halten - und genauso das Personal! Man mag sich nicht vorstellen, wie viele Behinderte bzw. deren Begleiter bereits zu Unrecht eines Busses verwiesen worden sind.“
Michaela Schlereth