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Damit das neue Jahr gleich gut beginnt – drei Ausstellungstipps

Manch einer wird die vergangenen Feiertage im Kreise seiner Familie oder Freunde verbracht haben oder gar verreist sein und entweder Winterfreuden oder sommerliche Gefühle in der Ferne genossen haben.

Wie auch immer Sie die letzten beiden Wochen verbracht haben mögen, vielleicht war weniger Gelegenheit, in die Kultur einzutauchen und Sie haben jetzt wieder Hunger danach. Münchens breites und facettenreiches Angebot bietet für jeden Geschmack etwas. Sie haben nur die Qual der Wahl! Um Ihnen die Entscheidung etwas zu erleichtern, haben wir heute aber drei laufende Ausstellungen herausgesucht, die einen Besuch lohnen.

1. El siglo de oro – Spaniens Goldene Zeit
Wir wissen nicht, welche Beziehungen die Leiter der Hypo-Kunsthalle haben, doch müssen sie hervorragend in der Kunstszene „vernetzt“ sein, wie man heute auf neudeutsch so schön sagt – andernfalls wären die große Rokoko-Ausstellung oder die Präsentation des phänomenalen, hierzulande aber kaum bekannten Joaquìn Sorolla gar nicht denkbar gewesen. Auch die gegenwärtige Ausstellung beschenkt den Besucher mit einer beeindruckenden Fülle von Meisterwerken spanischer Malerei. Die Schau befasst sich mit dem so genannten Goldenen Zeitalter Spaniens in der Kunst, also der Regierungszeit von Philipp III. und IV. sowie Karl II., dem letzten Habsburger auf dem spanischen Thron. Politisch befand sich Spanien zu der Zeit, also ab 1598, bereits im Niedergang. Die Armada, die spanische Kriegsmarine, war bereits von den Briten geschlagen, der wirtschaftliche Niedergang begann sich schon abzuzeichnen. Kulturell brachte dieser Zeitraum aber einen Großteil der Maler hervor, die wir heute mit Spanien verbinden: El Greco, Zurbaran, Murillo und den großartigen Velazquez. Und so prunkt diese Ausstellung auch mit Meisterwerken all dieser Maler. Da der Kurator sich aber sinnvollerweise dafür entschieden hat, die Kunstwerke geordnet nach den Regierungszeiten der einzelnen Könige zu präsentieren und die genannten Maler unter unterschiedlichen Herrschern gearbeitet haben, vermittelt sich dem Besucher der Eindruck eines gewaltigen Füllhorns, das ausgeschüttet wird und neben den bekannten Künstlern auch viel Unbekanntes und Großartiges zeigt. Hervorstechend ist in vielen Werken eine inbrünstige Religiosität. So umarmt Francisco Ribaltas  heiliger Franziskus  den Oberkörper Christi am Kreuz mit der blutenden Wunde auf fast schon ekstatische Weise, so stellt Velazquez‘ Schwiegervater Francisco Pacheco den Gründer des Jesuitenordens, Ignazio Loyola, in einer Statue als glühenden Prediger dar oder zeigt Gregorio Fernandez liegender toter Christus die durchlittenen Qualen so realistisch, als wären sie der Statue selbst zugefügt worden.
Die Beschreibung der ausgestellten Werke ließe sich noch beliebig fortsetzen, doch wen diese Zeilen neugierig gemacht haben, sollte sich besser selbst ein Bild machen. Nehmen Sie sich aber ausreichend Zeit dafür und leihen Sie sich nach Möglichkeit einen Audioguide, denn viele Informationen über die Künstler, die damalige Zeit und die Kunstwerke erschließen sich sonst nur schwer.
 Und wenn Ihnen nach dem Besuch nach einer Stärkung oder einem Plausch mit Freunden über das gemeinsam Gesehene zumute ist, brauchen Sie das Haus gar nicht zu verlassen. Die im ersten Obergeschoss, also zwischen Ausstellungskasse im Erdgeschoss und Ausstellungsfläche im Zweiten Obergeschoss befindliche Gastronomie erreichen Sie nämlich trockenen Fußes. Seit August 2016 hat dort die neue Café-Bar Brasserie Kunsthalle eröffnet, die jeweils auch auf die Ausstellungen bezogene Gerichte anbietet, derzeit etwa einen spanischen Tapas-Teller.
Hypo- Kunsthalle, bis zum 26. März
 
2. 25 Jahre Ostkreuz – Agentur der Fotografen
Nicht wenige Unternehmen engagieren sich kulturell. Einige unterstützen existierende Institutionen, wie zum Beispiel die Bayerische Staatsoper, andere finanzieren den Ankauf von Werken für öffentliche Sammlungen oder bieten selbst eine Bühne für Ausstellungen. Dazu gehört die Bayerische Versicherungskammer, deren Kulturstiftung in den Räumen des Unternehmens in der Maximilianstraße 53 im Erdgeschoss das Kunstfoyer betreibt, das vorwiegend mit Fotoausstellungen von sich reden macht. So war dort etwa die grandiose Schau „Genesis“ des brasilianischen Fotografen Sebastiao Salgado zu sehen, den die meisten aus Wim Wenders‘ Dokumentarfilm „Das Salz der Erde“ kennen werden. Derzeit ist im Kunstfoyer jedoch kein einzelner Künstler zu Gast, sondern eine ganze Fotoagentur. Nach dem Vorbild der Fotoagentur Magnum Photos gründete sich nach dem Ende der DDR 1990 die Agentur Ostkreuz, bestehend aus ursprünglich sieben ostdeutschen Fotografen. Mittlerweile sind 21 Fotografen aller Altersgruppen Mitglieder in der Agentur. Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens wurde das Schaffen ihrer Mitglieder in einer Ausstellung zusammengefasst, die jetzt in München Station macht. Und das Ergebnis ist in seiner Vielschichtigkeit ebenso spannend wie sehenswert. So wird die Räumung  von 13 besetzten Häusern in der Mainzer Straße im Bezirk Friedrichshain in (Ost-)Berlin 1990 ebenso dokumentiert wie eines der ersten Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag oder die desolate Situation der Roma in Südosteuropa. Und Berlin in den aufregenden Aufbaujahren nach 1990 wird ebenso beleuchtet wie die Gründung des Südsudan oder die Situation in Kuba in der Zeit nach Ende des kalten Kriegs. Daneben stehen Arbeiten mit rein künstlerischem Anspruch oder Fotoserien ganz privater Natur. Wer Lust hat, Neues zu entdecken, sich auf ganz unterschiedliche Blickwinkel einzulassen und auf sich wirken zu lassen, sollte sich schnell aufmachen.
Bayrische Versicherungskammer, nur noch bis zum 15. Januar. Der Eintritt ist übrigens frei.
 
3. Friedrich Wilhelm Murnau
 Wer „Plumpe“ mit Nachnamen heißt, hat vermutlich nicht die besten Voraussetzungen, sich damit einen Namen als Künstler zu machen und so verwundert es auch nicht sonderlich, dass eben dieser Herr Plumpe nach einem Besuch in Murnau sich nach diesem Ort nannte.
Und unter diesem Namen kennt ihn heute fast jeder oder zumindest seinen berühmten Film „Nosferatu“. Das außerordentliche Werk dieses expressionistischen Künstlers beschränkt sich aber nicht nur auf diesen einen Film und so liegt es nahe, dass das Lenbachhaus ihm eine Ausstellung widmet, in der sein Leben, sein Schaffen und insbesondere die in seinem kurzen Leben entstandenen Werke vorgestellt werden. Ergänzend hat das Museum fünf zeitgenössische Regisseurinnen/Regisseure (Alexander Kluge, Ulrike Ottinger, Guy Maddin und Evan Johnson, Luc Lagier sowie ein Team der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film ) gebeten, sich in Kurzfilmen mit Murnau auseinanderzusetzen. Dabei hat mir insbesondere der Beitrag von Luc Lagier gefallen, der den Film „Sunrise“  in einem Filmtheater aufführen lässt und in wechselnden Einstellungen zwischen dem Film von Murnau und den diesen Film ansehendem Publikum wechselt, wobei er zur Darstellung dieses Publikums  auf Filmausschnitte aus anderen Filmen zurückgreift. So sehen wir Mia Farrow, Leonardo di Caprio oder Judy Dench und viele andere wie sie von den Bildern Murnaus ergriffen werden, Tränen vergießen und befreit lachen – eine grandiose Liebeserklärung ans Kino und an Murnau.
Wer nach all diesen Informationen über Murnau neugierig auf sein Werk geworden ist, kann dies selbstverständlich auch (weiter) kennenlernen. Im letzten Raum können alle seine großen Filme in vollständiger Länge angesehen werden. Ich empfehle besonders Murnaus „Faust“ von 1926.
Lenbachhaus, bis 26. Februar

Wolfgang Vogl