In Aschheim gibt es ein Autokino und eine Wasserskianlage - das war bislang mein gesamtes Wissen zu dieser Gemeinde. In das Kino wär ich als Teenie gern gegangen, so ganz romantisch, hatte ich gedacht – aber es hat nie geklappt. Und beim Wasserskilift waren nur meine Töchter früher einmal. Nun bin ich selbst in Aschheim gewesen, zweimal. Man kann leider nicht mit der S-Bahn hinfahren, der Bahnhof ist nicht barrierefrei. Die Haltestelle Riem wäre die richtige. Der Ausgang ist schon auf Aschheimer Boden – Ortsteil Dornach, aber eben nicht zugänglich. Der Bahnhof soll ungefähr 2017 barrierefrei umgebaut werden. Derweil kommt man mit dem Bus 190 oder dem Regionalbus 234 hin. Auf dem Weg von Bahnhof sieht man das Dornacher Bürgerzentrum (Dornach ist ein Ortsteil der Gemeinde Ascheim.) Es wird gerade, nach einem Brand, wieder aufgebaut – hoffentlich barrierefrei mit WC! Zuerst bin ich zum Rathaus gegangen. Hier kommt man über den Seiteneingang am Rolli-WC vorbei über eine recht steile Rampe zu einem Infoterminal. Der ist super! Man kann die Höhe des Touchscreenbildschirms an einem Bedienknopf für Rollifahrer verändern. Der Bildschirm fährt dann nicht nur runter, sondern auch nach vorn, sodass man den Bildschirm bequem im Sitzen bedienen kann. Mein nächstes Ziel war das „Kulturelle Gebäude“, es heißt wirklich so. Das Haus ist sehr schön restauriert, genauso wie das Rathaus auch. Im Kulturellen Gebäude sind das AschheiMuseum (kein Tippfehler!), die Bücherei und ein Veranstaltungssaal, mit vielfältigem Programm – alles inclusive WC, aber exklusive Bühnenerreichbarkeit.
Dann habe ich endlich erfahren, wie ein Autokino funktioniert. Autokinos sind inklusiv, denn es ist ja egal, ob die Leute im Auto irgendwelche Handicaps haben. Der Ton wird via Radiolautsprecher übertragen. Zwischen je zwei Parkplätzen ist je eine Säule mit Steckdosen. Es sind keine behindertengerechten Parkplätze ausgewiesen, aber aussteigen würde auch nicht viel bringen, weil es kein Rolli-WC gibt. Dafür gibt es zwei riesige Leinwände. Samstags wird der Platz als Autoverkaufsraum genutzt. Überhaupt, Autokinos laufen nicht mehr so gut, noch schlechter als herkömmliche Kinos - eine aussterbende Art, sozusagen.
Das Feststadl war geschlossen. „Feststadl“ klingt recht klein, aber in Aschheim ist das eine riesige moderne Halle, mit Bühne und Veranstaltungen. Ich werde vor meinem nächsten Versuch einen Termin zum Begehen ausmachen. (Ich muss sowieso hoch einmal hin, denn der Sportpark wird auch gerade aufwändig (barrierefrei?) ausgebaut und der Biergarten beim Sportplatz war auch noch nicht geöffnet.)
Die Restaurants konnte ich alle begehen. Ich habe vier geeignete Lokale gefunden. Eines („Zur Post“) hatten wir schon im letzten Monat besprochen, eine gediegene bayrische Wirtschaft. Dann gibt es noch den SchreiberHof. Das ist ein gutbürgerliches Lokal mit wunderschönen Räumen. Der Homepage sollte man eher weniger glauben, denn dort steht „Sie begeben sich auf eine kulinarische Entdeckungsreise unter der Führung von Küchenchef Sebastian Seelhoff, bei der Sie am Wegesrand auf herzhafte Speisen und feine Genusskreationen stoßen.“ Der Koch ist bestimmt gut, der Texter eher weniger. Dann gibt es noch das Asiatique, ein chinesisch-mongolisches Lokal. Es öffnet am Abend um 17:30, ich war kurz vorher da, in der Hoffnung, im noch leeren Lokal besser fotografieren zu können. Aber vor der Tür wartete schon eine Traube von Menschen, die dann gleich das Lokal stürmte. Der Haken an diesem Lokal ist weder das Ambiente noch das Essen. Es ist mal wieder das WC. Der Platz links neben dem WC-Becken ist durch einen Paravent abgeteilt und dahinter steht Putzzeug. Daher kann man nun nur von vorne anfahren. Das vierte Lokal in diesem bunten Reigen ist der Italo-Inder Taj. Zuerst war man hier mir gegenüber recht reserviert. Das WC war mit Stühlen zugebaut, aber der Betreiber und ein Gast räumten ruck-zuck alles aus. Sie würden das für jeden Rollifahrer machen und wenn mal wirklich einer käme, würden sie den Raum auch seiner wahren Bestimmung zuführen. Die Glühbirne im WC war durchgebrannt, aber man kann ja mit Blitz fotografieren. Sie versprachen, eine neue Birne zu besorgen. Ich kenne noch einen Italo-Inder. Dort waren wir mal bei einer Rolliwanderung eingekehrt, in Unterhaching in der Nähe von Infineon. Ja richtig, sagt der Wirt, das Lokal betreibt mein Onkel. Damit war dann das Eis endgültig gebrochen.
Ein lohnendes Ziel in fast allen Gemeinden ist der Friedhof. Aschheim hat gleich drei davon. Einen kleinen bei der Kirche St. Peter und Paul. WC gab es dort keines, aber dafür habe ich etwas gelernt über diese sehr alte Kirche. Der erste Bau aus Holz wurde schon um 600 n.Chr. errichtet. Inzwischen sind wir beim 7. Bau angelangt. Hier wurde der heilige Emmeram ursprünglich bestattet. Nachdem er an seinen Verstümmelungen gestorben war, wurde er zur Herzogsburg in Aschheim gebracht (2. Hälfte 7. Jh).Kurz darauf wurde der Leichnam wieder exhumiert und nach Regensburg gebracht. Die archäologischen Funde zur Kirche sind vor Ort gut erklärt. Der heilige Emmeram war mir auch schon in der Marterkapelle in Kleinhelfendorf begegnet. Sein Martyrium ist dort so plastisch dargestellt, dass man es nicht allzu lange in der Kapelle aushält. Nach dieser Lektion in früher bayrischer Geschichte ging ich zum neueren Aschheimer Friedhof. Die Aussegnungshalle war abgesperrt, das behindertengerechte WC nicht von außen zugänglich. Und zum Schluss ging ich noch am Dornacher Friedhof vorbei. Dort steht eine sehr schöne, ganz neue Aussegnungshalle, die erst letzten Dezember eingeweiht worden ist. Auch dort war alles versperrt. Mir kam ein älteres Paar entgegen und ich fragte, ob die breite Tür zu einem behindertengerechten WC führe. Ja, das sei so. Und warum könne man es nicht mit dem Euroschlüssel aufsperren? Ja, was ist das denn für ein Schlüssel? Und dann erfuhr ich, dass der Angesprochene der Architekt des Gebäudes war. Er fand die Idee des Euroschlüssels sehr sinnvoll und möchte sich für den Einbau eines solchen Zylinders einsetzen. Ich werde das auch tun, konnte aber bislang noch niemand erreichen. Meines Wissens gibt es in Aschheim bislang keinen einzigen Eurozylinder.
Ich möchte mich bei Frau Rosina Duft, Leiterin der MS-Kontaktgruppe Aschheim, für ihre vielen Informationen bedanken.
Hanne Kamali