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Von ewigen Baustellen, dem Erbe bedeutsamer Spuren und dem Versuch, entstandene Lücken mit der Schuhgröße 46 zu kompensieren

Nach 30 Jahren engagierter und kompetenter Arbeit auf der "Ewigkeitsbaustelle Barrierefreiheit" verlässt Carola Walla den CBF München. Sie hinterlässt eine eindrucksvolle Spur ihres Schaffens und für ihren Nachfolger große Fußstapfen. Vieles hat der Verein in seinem 40-jährigen Wirken im Team mit seinen oftmals ehrenamtlichen Mitgliedern erreicht - nicht zuletzt ihnen ist es zu verdanken, dass die Stadt München für die guten Bedingungen, welche sie für Menschen mit Behinderungen entwickelte, wiederholt als vorbildliches Gemeinwesen in Deutschland ausgezeichnet wurde.

Dennoch liegt vor uns immer noch ein weites Stück Weg, das es mit Hartnäckigkeit, strategischem Geschick und der Kraft überzeugender Argumente zu überwinden gilt. Das ausgegebene Ziel eines barrierefreien Bayerns 2023 ist ehrgeizig und zollt den Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention im Hinblick auf Teilhabe, Inklusion und Partizipation zwar Rechnung, stellt dafür aber weder die benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung, noch werden Anstalten unternommen, die Weichen für dringlich erforderliche Rahmenbedingungen zu stellen.

Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, freue ich mich auf diese neue Herausforderung. Eine Aufgabe, der ich mich in den vergangenen 28 Jahren im Landkreis Weilheim-Schongau bereits stellte.

Vor 56 Jahren erblickte ich als Ralf Peter Pabst in München das Licht der Welt. Nach dem Studium der Sozialarbeit begann ich 1987 bei der Ökumenischen Sozialstation Peissenberg in der offenen Behindertenarbeit. Einem Dienst, den Ina Stein, ehemalige Landesbehindertenbeauftragte, in ihrer Rede zum 20. Jubiläum als die Keimzelle der offenen Behindertenarbeit in Bayern bezeichnete. Zu meinen Aufgabenschwerpunkten zählten u. a. die Gemeinwesen- und Gremienarbeit, die Konzipierung und Durchführung von Freizeit-, Bildungs- und Begegnungsmaßnahmen, die Gewinnung, Begleitung und Qualifizierung von Ehrenamtlichen sowie die Beratungsarbeit.

13 Kontakt- und Selbsthilfegruppen wurden seither von uns initiiert. Unser Behindertenbeirat für den Landkreis entwickelte sich aus dem 1984 gegründeten "Aktionskreis Soziales". 31 Mitgliedsverbände gehören dem Gremium heute an, in dem ich seit seiner Gründung die Geschäftsführung inne habe. Mit Verabschiedung des bayerischen Behindertengleichstellungsgesetzes im Jahr 2003 wurde mir zudem auf Vorschlag des Beirates die Funktion des Behindertenbeauftragten des Landkreises übertragen. Besonders stolz sind wir in diesem Zusammenhang auf die bereits 2007 beantragte, vom Bezirk Oberbayern finanzierte und der Universität Siegen durchgeführte Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau. Diese Pilotstudie diente vielen bayerischen Kommunen als Vorlage und Anlass dafür, eigene Teilhabe- und Aktionspläne auf den Weg zu bringen. Auf der Landesebene hob ich 2003 mit Anita Knochner (der späteren Landesbehindertenbeauftragten) und Herbert Sedlmeier (Behindertenbeauftragter im Landkreis Fürstenfeldbruck) den Landesverband VKIB e. V. - einen bayernweiten Zusammenschluss der Behindertenbeauftragten und -beiräte - aus der Taufe. Er ist heute in allen wichtigen Gremien des Landes vertreten, wird von Politik und Behörden um Stellungnahmen gebeten und ist mit zwei Sitzen im Landesbehindertenrat vertreten.

 

Immer wieder ergaben sich im Rahmen dieser Aufgabenstellungen Kontakte und Begegnungen mit dem für unsere Organisation "wesensverwandten" CBF München e. V. und dessen geschätzten Mitarbeitern. Die Club Post gehörte bei uns zur Pflichtlektüre. Sie versorgte uns regelmäßig mit den wichtigsten Informationen zur Barrierefreiheit in München. Viele der schönsten Unternehmungen unseres Kulturkreises haben wir den Hinweisen zu verdanken. Die finanziell oft schwierigen Zeiten in der OBA veranlassten mich 2007 dazu, eine zweijährige berufsbegleitende Ausbildung zum Fundraiser zu absolvieren. So konnten einige uns wichtige Angebote und Projekte über das Einwerben von Spenden und Firmensponsoring realisiert werden.

Privat bezeichnen mich meine Freunde eher als Genussmenschen denn als "umtriebigen Geist". Dies verdanke ich zu allererst meine Familie - meiner Frau Hermine und unserer Tochter Judith, die mich immer wieder rechtzeitig "erden". Ich koche gerne und habe ein Faible für die Kombination der "Ergebnisse" mit leckerem Wein. Wenngleich meine Zeit nicht mehr dafür reicht, selbst Musik zu machen, genieße ich zusammen mit Freunden zahlreiche Konzertbesuche. Stilistisch bin ich dabei sehr "breit" aufgestellt - Duke Ellington sagte diesbezüglich einmal: Es gibt nur zwei Arten von Musik - gute und ... die andere (the other stuff!). Ich bevorzuge erstere, sei es Klassik, Jazz, Folklore. Aus dieser Ruhe schöpfe ich die Kraft für anstehende Aufgaben.

Ich freue mich auf das Team des CBF, auf vorbeschrittene Wege zum Ziel, aber auch neu zu entdeckende Pfade und auf die gemeinsamen Erlebnisse mit Ihnen, den Mitgliedern des Vereins.

Ach ja, übrigens - natürlich hinterlässt Carola große Fußstapfen, aber auch ich wurde mit Schuhen der Größe 46 für lange, steinige und manchmal auch beschwerliche Touren gut ausgestattet. Begeben wir uns gemeinsam auf den Weg!

Peter Pabst