Weil die Allianz ihrem schwerstbehinderten Sohn trotz gravierender Arzt- und Hebammenfehler kein angemessenes Schmerzensgeld zahlen wollte, trat Claudia Bernert in den Hungerstreik. Inzwischen hat sie ihn allerdings wieder abgebrochen.
Ich muss gestehen, dass ich mich mit dieser Sache nicht so intensiv beschäftigt, nicht selber recherchiert habe, also nur das, was in den Zeitungen stand, kenne. Das gibt es ja leider nicht so selten, dass man als Geschädigter in den Mühlen der Justiz gerade gegenüber den großen Versicherungskonzernen nicht zu seinem Recht kommt. Und dann auch in diesem Fall, wo das Leben des Sohnes dauerhaft einschneidend beeinträchtigt ist, da hat man doch Sympathie. Als ich dann aber las, dass der Vergleich mit der Allianz von 1,8 Millionen € von Frau Bernert mit der Begründung abgelehnt wurde, dass dies nicht als Schmerzensgeld gewährt werden sollte und deshalb an das Sozialamt hier bis zu 400 000 €, die es für Pflege und Eingliederungshilfe geleistet hat, zurückgezahlt werden müssten, bekam meine Sympathie doch einen Dämpfer. Wir alle sind froh, wenn die öffentliche Hand die notwendigen Hilfen zahlt, falls wir das selber nicht können. Oft genug müssen wir darum ja noch kämpfen, dass diese Hilfen in angemessener Weise übernommen werden. Jeder Mensch, der auf Hilfe zur Pflege angewiesen ist, muss - sofern er finanziell dazu in der Lage ist - einen eigenen Beitrag zu den Kosten leisten. Die meisten haben keinen Versicherer, der für die Kosten herangezogen werden kann. Und es stimmt nicht, dass die Zukunft des Sohnes völlig ungeklärt ist, wenn die Mutter nicht mehr lebt. Allerdings ist richtig, dass man von Grundsicherung und Sozialhilfe kein komfortables Leben führen kann und ohne Geld die Gestaltungsmöglichkeiten sehr beschränkt sind. Und trotzdem ist es immer wieder bewundernswert zu sehen, dass auch in dieser Situation viele Menschen mit Behinderung es schaffen, ein selbstbestimmtes, menschenwürdiges und erfülltes Leben zu führen.
Carola Walla