In der Dezember-Ausgabe ging es um Schriftgröße und Kontrast, diesmal geht es um die Darstellung der Menüs oder der Navigationselemente einer Webseite, mit denen sich der Benutzer durch die Informationen klickt.
Barrierearme Seiten wie die vorbildliche http://www.einfach-teilhaben.de haben fast immer Navigationspunkte auf der linken Seite senkrecht angeordnet. Durch die Anordnung der Navigation links bleiben die Menüpunkte sichtbar, auch wenn die Schrift der Seite vergrößert wird.
Die Schrift ist groß und kontraststark. Wenn man mit der Maus über einen der Gliederungspunkte fährt, verändert sich die Farbe deutlich. Beim Anklicken erscheinen dann gegebenenfalls weitere Unterpunkte. Das Ganze reagiert nur auf Klicks, nicht auf zufällige Bewegungen der Maus. Der Betrachter hat so Zeit, das Angebot zu studieren und große Flächen, um die Menüpunkte anzusteuern. Unsichtbar für Benutzer gibt es zusätzliche Markierungen für Vorlesesoftware und andere Ausgabegeräte.
Leider sind nur wenige Seiten im Internet so übersichtlich und leicht bedienbar bei der Navigation. Der Platz auf einer Webseite ist ja sehr begrenzt. Die links angeordneten Menüs mit großen Flächen beanspruchen viel Platz, den die Auftraggeber kommerzieller Seiten lieber für Werbebanner oder ihre Angebote verwendet sehen.
Daher sind Menüs sehr oft in einem waagrechten Balken angelegt. Wenn es viele Menüpunkte gibt, wird eben die Schrift verkleinert um mehr Punkte unterzubringen, auch auf Kosten der Lesbarkeit.
Zum Beispiel das Stadtportal www.muenchen.de (und auch andere Stadtportale) sind kommerziell ausgerichtet und finanzieren sich über Werbung. Sie drücken sich an den linken unteren Bildschirmrand, um oben und rechts Platz für Werbung frei zu bekommen. Damit reduzieren sie absichtlich noch den Platz für die eigentlichen Informationen.
Vergrößern Sie jetzt die Schrift und beobachten Sie die Navigationszeile – was passiert? Das Menü wird nach rechts abgeschnitten – Querscrollen ist erforderlich. Immerhin hat dieses Menü guten Kontrast und hält sich ruhig.
Wirklich schlimm und das Gegenteil von barrierearm sind die raffinierten Menüs, die aus dem Nichts sanft herabgleiten, wenn die Maus auch nur in die Nähe eines Menüpunkts kommt. Nur leider – diese Untermenüs verschwinden ebenso rasch und elegant bei einer falschen Bewegung der Maus oder des Fingers. Wenn aber die kleinste Spastik ein Feuerwerk an hin- und her schwimmenden und gleitenden Auswahlflächen veranstaltet, haben Benutzer mit Aufmerksamkeitsdefiziten oder mit motorischen Behinderungen Probleme.
Auf einem Bild läßt sich das nicht festhalten. Aber schauen Sie zum Beispiel auf http://www.joomla-downloads.de/ und Sie sehen, was gemeint ist.
Bei diesen Ausführungen haben wir noch nicht einmal die Benutzer berücksichtigt, die nur mit der Tastatur arbeiten, auf Vorlesesoftware angewiesen sind oder Braille-Schrift verwenden. Eine barrierefreie Navigation für eine große Website zu gestalten, ist also eine echte Herausforderung für Webdesigner. Die jung-männlich-rechtshändig Webdesigner denken sich nichts Böses dabei, wenn sie Menüs herstellen, auf denen nur ein Scharfschütze die Menüpunkte erwischt. Sie wollen eben gerne zeigen, was sie können und raffinierte moderne Techniken einsetzen.
Aber Benutzer sollten es nicht einfach hinnehmen, wenn sie auf einer Seite Probleme mit der Bedienbarkeit haben. Wer eine Barriere findet sollte ruhig an den Verantwortlichen der Seite schreiben, der im Impressum steht und ihn darauf hinweisen.
Christiane Maier-Stadtherr