Nach einigen Jahren Urlaubspause fragte mich meine Tochter Lena mit Ehemann Sebastian, ob wir nicht einmal zusammen einen einwöchigen Urlaub machen könnten. Mein Mann Herbert war sofort einverstanden, aber leider gab es Zeitprobleme und so konnten wir erst Ende September die Reise antreten. Zu diesem Zeitpunkt kann es ja schon ziemlich kalt sein, aber nachdem wir uns entschlossen, nach Südtirol zu fahren, war ich auch wegen des Wetters guter Dinge. Nach einigen Recherchen im Internet fanden wir eine rollstuhlgerechte Ferienwohnung auf einem bewirtschafteten Bauernhof in Feldthurns bzw. Schnauders. Obwohl wir mit Elektrodreirad sowie E-Motion Rollstuhl ankamen, überkam mich bei der Anfahrt ein Gefühl der Hilflosigkeit, da ich bei diesen steilen Wegen kaum eine Möglichkeit sah, mich ohne Probleme fortzubewegen.
Es sollte anders kommen.
Wir wurden bei der Ankunft von den Besitzern des Oberhauser Hofs, Familie Gasser, so herzlich begrüßt, dass sofort alle Ängste verschwunden waren.
Unsere Ferienwohnung war ausgesprochen rollstuhlgerecht, blitzsauber und duftete nach Zirbelholz. Der Blick auf die Dolomiten war umwerfend. Morgens bekamen wir einen Frühstückskorb vor unsere Türe gestellt, den Inhalt konnte man sich selbst aussuchen. Alles Lebensmittel vom Hof oder den umliegenden Bauern.
Der gutmütige Hofhund Jonny freundete sich mit unseren Hunden an, zeigte ihnen das Hofleben und so lernten auch die Stadthunde einiges vom Bauernhof. Für mich war es das erste Mal, das ich im Gebirge wanderte – und ein hoffentlich nicht nur einmaliges Erlebnis. Als ersten Ausflug fuhren wir mit dem Rad die Umgebung ab. Es sind halt sehr kurvige, steile Wege, aber mit meinem Dreirad hab ich alles geschafft (teilweise 15% Steigung). Meine Familie ging zu Fuß und so hatte ich im Notfall immer Hilfe dabei, was ich aber nicht brauchte. Die Ausflüge nach Clausen und Brixen waren ein Klacks für mich und meinen Rollstuhl.
Ein unvergessliches Erlebnis für uns alle war der einzigartige, behindertengerechte Wanderweg in St. Magdalena, entlang den Villnösser Geislern. Auf diesem mit handgeschnitzten Skulpturen geschmückten Wanderweg werden die Themen Natur und Kultur spielerisch erklärt. In Feldthurns sowie Clausen waren die Restaurants bzw. Cafes, in denen wir einkehrten, alle mit Rampen für Rollstuhlfahrer ausgestattet. Leider hab ich mein Augenmerk nicht auf die Behindertentoiletten gerichtet, da ich selber ja noch gehen kann und somit ganz vergaß, die Örtlichkeiten zu besichtigen.
Nach einer Woche mussten wir uns leider von diesem paradiesischen Ort und der lieben Familie Gasser (Oma Tresl, Opa Hans, Mamma Anita, Papa Daniel sowie deren vier Kinder und den Hunden Jonny und Ali samt Kühen) verabschieden.
Mir hat es sehr gut getan, sich in einer Gegend bewegen zu können, von der ich aufgrund meiner Behinderung nur träumen konnte.
Ich wünsche allen, die Interesse haben, sich auf so ein Erlebnis einzulassen.