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Zum Artikel von Holger Kiesel in unserer letzten Ausgabe erreichten uns zwei weitere Briefe von behinderten Freunden, die Schwierigkeiten mit ihrer Krankenkasse oder ihrem Sanitätshaus hatten oder haben:

Nur ein toter Patient ist ein guter Patient
Es ist nicht mehr lustig, was man mit Krankenkassen erleben kann!
Leider wurde in der Glosse von Holger Kiesel der Namen der Kasse nicht genannt – sie hätte sonst auf den Artikel reagieren können.
Dass die Art und Weise, wie Kassen handeln, mehr als eigenartig ist, habe auch ich erfahren können. Ich stellte einen Antrag auf Modifizierungen meines Elektrorollstuhls, worauf Dinge passierten, die mit gesundem Menschenverstand nicht zu erklären waren: Nach mehreren Ablehnungen der Barmer Ersatzkasse habe ich eine Bekannte, die jetzt eine einflussreiche Person bei dieser Krankenkasse ist, gebeten, sich der Sache anzunehmen. Wohlgemerkt, nicht um mir Sonderleistungen zu erschleichen, sondern um die Leistungen zu bekommen, die einem nach Recht und Gesetz zustehen!
Nachdem vorher nichts weiterging, war jetzt binnen einer Woche alles geklärt und genehmigt.
Ist das nicht empörend?
Nicht jeder hat ja wohl jemanden an der richtigen Stelle, um seine Bedürfnisse zu artikulieren und beachtet zu werden. Man muss natürlich wissen, beziehungsweise in Betracht ziehen, dass den Krankenkassen finanziell das Wasser bis zum Hals steht. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind gehalten, erst einmal alle Anträge abzulehnen und dadurch Kosten zu sparen.
Wenn man dann übrigens mit jemanden, der die Ablehnung unterschrieben hat, sprechen will, folgt das nächste Problem: Er ist nicht zu erreichen, denn er hat Pause, Mittag, Urlaub, Gleitzeit, Fortbildung, ist krank, oder man selber ruft außerhalb der Bürozeiten an. Nach kurzer Zeit ist man also geneigt, zu verzweifeln und zu glauben, dass man sich auf der falschen Baustelle befindet. Unerfreulich ist auch, dass der Wortlaut der Ablehnung aus lauter unpersönlichen Textbausteinen zu bestehen scheint - gespickt mit Paragraphen und Vorschriften (vermeintlichen). Wenn man dann Einspruch einlegt, wird aber nie mehr auf diese Paragraphen Bezug genommen.
Dieses Verfahren lässt tiefe Einblicke zu. Merkwürdig ist außerdem auch, dass nach Bewilligung seitens der Barmer eine telefonische und schriftliche (!) Entschuldigung für das lange Verfahren erfolgt ist. Wenn man den betriebswirtschaftlichen Aufwand der Ablehnungen und der Entschuldigungen betrachtet, beläuft sich der auf annähernd die Hälfte der Kosten des zu bewilligenden Hilfsmittels.
Es wird dann auch völlig klar, warum Freunde von mir bei der kleinsten Schwierigkeit mit ihrer Krankenkasse nur über einen Rechtsanwalt kommunizieren. Mit Erfolg!
Man ist außerdem geneigt, sich die Frage zu stellen, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Krankenkasse zwischen den Ohren haben. Für 14 Monatsgehälter im Jahr könnte man doch interessiert und engagiert sein und die Bedürfnisse eines Mitgliedes nicht nur abschmettern.
Tatsache ist und bleibt nun, dass ich die entsprechenden Personen aus meinem Abendgebet gestrichen habe...
Günter Gläßel

Und hier der zweite Bericht über Schwierigkeiten mit dem Sanitätshaus, der Krankenkasse und auch den Herstellern. Wir geben ihn gekürzt wieder:

Bei uns hat nicht die AOK die Reparatur abgelehnt, sondern die Firma Streifeneder!
Die Kasse würde die Reparatur nicht mehr bezahlen, da der Rollstuhl schon so alt sei. Einen neuen Rollstuhl würden sie aber bezahlen. Und die Mitarbeiter der Firma zeigten uns gleich die neuen Rollstühle, bei denen die Rückenstütze und der Sitz nicht stabil genug waren. So einen wollten wir aber nicht, denn das wackelige Material biegt sich durch und mein Mann hält es dann vor Schmerzen nicht aus. Einen stabileren gäbe es nicht mehr, meinte die Firma, aber sie könnten ja ein stabiles Sitzkissen mitbestellen.
Da fuhren wir zur AOK, „Ja, stimmt, die Firma hat eine Pauschale von uns erhalten, davon muss sie kleinere Reparaturen bezahlen. Nur bei größeren Reparaturen übernehmen wir die Kosten.“

Da sind wir zur Firma Walla in der Fürstenriederstraße gefahren und Herr Walla hat uns den Rollstuhl sofort repariert. Und das nicht nur einmal, sondern mehrmals in den letzten Jahren. Und das, obwohl der Rollstuhl gar nicht von ihm war. Herr Walla hat mir auch bestätigt, dass die neuen Rollstühle alle nicht mehr so kompakt und stabil, sondern „billig“ hergestellt werden.

Da gibt es nur eine Möglichkeit – Rollstuhlfahrer tut Euch zusammen – alle – egal, welchen Rollstuhl Ihr benützt! Sonst bleibt Ihr der Spielball der Hersteller und aller anderen, die nur an ihr Geld und nicht an die Bedürfnisse ihrer Klienten denken!
Anna Fleischmann