Reise nach Egmond an Zee in Nordholland vom 30. Juni bis 7. Juli 2023 

Was fällt mir erst einmal zu Holland bzw. den Niederlanden ein? Windmühlen, Tulpen, Amsterdam, Fahrräder, Käse, Frau Antje, Nordsee. 

Freitag, 30. Juni 

So machte sich eine Gruppe von 13 Personen zu den Holländern auf. Treffpunkt in der Johann-Fichte-Straße um 7:00 Uhr. Zuvor wurde schnell geregelt in welchen Sprinter die Rollstuhlfahrer sitzen, in welchen wird das Gepäck verladen. 

Trotz sehr langer anstrengender Fahrt, v.a. für die Fahrer (fast 1.000 km), kamen wir nach einer kleinen versehentlichen Rundfahrt in einem Stadtteil von Amsterdam erschöpft, aber glücklich in Egmond an, um ca. 20:00 Uhr. Da bereits schon in der Brasserie Santiago vorbestellt war, ging es zuerst einmal zum Abendessen und danach in unsere Appartements. Peter, unser Reiseleiter verteilte die vier Appartements. 

Trotz Erschöpfung waren wir, Elisabeth, ihr Mann und ich, von der sehr modernen und ansprechenden Ausstattung und der Größe der Räume erfreut. Mit der vielen Lichttechnik hatten wir etwas zu kämpfen, wo geht welches Licht aus? So brannte halt das Licht an der Abzugshaube die ganze Nacht. Aber wir wurden von Tag zu Tag besser! Sogar die Spülmaschine funktionierte irgendwann... 

 

Von dem rollstuhlgerechten Bad, Schlafzimmer konnte man einfach nur begeistert sein. Ich habe es noch in keiner Unterkunft erlebt, dass eine Toilette höhenverstellbar ist, auch das Bett und die Spüle und Herdplatte sind verstellbar. Dies bewährte sich für den ganzen Aufenthalt und macht die Transfers viel leichter, für mich ohne Hilfe. Eine echte Erleichterung.   

Samstag, 1. Juli 

Das erste Frühstück war mit einem kleinen Hindernis verbunden. Wir leerten einfach die zu großen Kaffee-Tabs, durchsiebten den Kaffee mit einem Einmalwaschhandschuh und schon war der Muntermacher fertig. 

An diesem Tag haben sich einzelne Gruppen Richtung Strand und Meer bewegt. Ein besonderes Erlebnis für Johannes und mich war, dass wir Strandrollstühle von dem Seecafé erhielten und uns Volker mit aller Kraft durch den Sand schob, bis wir nah am Wasser standen. Die Seeluft, die Nordsee, die Möwen, in Sichtweite die Kitesurfer – wunderbar und nicht zu vergessen, die kleine Dusche für die Schuhe von Carola (es war nämlich Flut). 

An diesem Abend kam eine Nachzüglerin dazu. 

Sonntag 2. Juli 

Um 13:00 ging es in das nicht weit entfernte Städtchen Bergen. Vorbei an Wiesen mit Schafen, Ziegen und sogar Wildpferden, reetgedeckten Häusern und Kartoffeläckern (jetzt weiß ich warum die Holländer so viel „Frieten“ essen). Bergen ist ein Künstlerort, da darf ein Museumsbesuch nicht fehlen. Es ging in das Kranenburgh Museum mit Skulpturenpark.   

Verschiedene Künstler hatten sich das Thema Umgang mit der Natur, ein Touch von Licht, Reflexion und Farbe in diesen dunklen Zeiten, vorgenommen. Die Geschmäcker sind sehr verschieden und so zog es manche schneller und manche langsam in das angegliederte Café. Der anschließende Bummel in das Städtchen führte uns an kleinen schmucken Ziegelhäuschen vorbei, aber auch an großen protzigen Villen mit „pflegeleichten“ Gärten und Luxusautos der Marke Bentley.  
Am Abend hatten wir mit Sänger, Komponist und Gitarrist Günter ein Stelldichein in unserem Aufenthaltsraum, und es stellte sich heraus, dass Peter eine gute Bassstimme hat. „Weit weit weg“,  

das Lied von Hubert v. Goisern wurde auch geträllert und es passte ja ganz gut: „Weit weit weg“ sind wir von daheim. 

 

Montag, 3. Juli 

Wir haben uns die größte westfriesische Insel Texel vorgenommen. Dort sind wir direkt in das Ecomare, Naturmuseum und Seehundaufzuchtstation gefahren, das mitten im Nationalpark ‚Dünen von Texel‘ liegt. Begrüßt wurden wir von einem Schweinswalskelett. Unserer jüngerer Hans war ganz aufgeregt vor lauter Freude, ist er doch ein „Hobbyzoologe und Vogelkundler“. Auf der Insel gibt es mehr als 300 Vogelarten, insbesondere wegen dem reichlichen Vorkommen der Sanddornbeeren. Mit vielen Informationstafeln wurden wir über die Zusammenhänge der Flora und Fauna im Wattenmeer aufgeklärt, die Wanderung der Dünen u.v.m. So konnten wir auch das an der Decke hängende 24 Meter lange Skelett eines Finnwals sehen, der größte der je an der niederländischen Küste angeschwemmt wurde. Auf dem Außengelände gab es Kegelrobben und Seehunde in dem gläsernen Becken zu beobachten. 

Dienstag, 4. Juli 

Wir fuhren in das nah gelegene Städtchen Alkmaar. Mit den vielen Zugbrücken, den Grachten sieht es   

aus wie „Klein-Amsterdam“. Wir gingen in das Käse-Museum und lernten viel über die lange Tradition des Käseherstellens, den bekannten Gouda und andere Molkereiprodukte. 

Danach warteten wir auf die Aufführung auf dem Käsemarkt, bei der die Touristen zweimal wöchentlich die ehemalige Tradition erleben können. Wir Rollstuhlfahrer durften mit unserer Begleitung innerhalb der Absperrung stehen und sahen wie der Käse, über 2.000 Stück auf dem Waagplein (so heißt der Platz) in Reihen platziert wurde. Frau Antje (in Mehrzahl) gesellte sich auch zu uns. 

Nach Kontrolle auf Qualität, Geschmack, Fettgehalt können die Käselaibe verkauft werden, diese werden auf die Käsetrage (Tragbahre) befördert. Die zwei Käseträger mit ihren blauen, roten oder gelben Hüten flitzten die Käsetrage balancierend und im Rhythmus zum Waaggebäude, wo das  

Gewicht festgestellt wird. Carola und ich wollten die Waage fotografieren und flugs standen wir schon darauf und die Käseträger mit dabei. Und ich bekam noch ein Wiegezertifikat über 100 kg Gewicht (mit  

 

Rolli natürlich). Es war wirklich ein Erlebnis. Anschließend gab es die Möglichkeit einen Gouda in allen möglichen Größen und Variationen an den Verkaufsständen zu erwerben. 

 

Mittwoch, 5. Juli 

Eigentlich wollten wir um 10:00 Uhr nach Amsterdam starten. Doch ein stürmisches Unwetter zog über Egmond und ganz Nordholland. Es war ganz schnell klar, dass Peter den Ausflug absagen musste. So verbrachten wir den Tag im Hotel bzw. im Ort. Dort konnte man viele abgebrochene Äste und entwurzelte Bäume sehen.  

Donnerstag, 6. Juli 

Aufbruch nach Amsterdam. Zwei unfreiwillige Runden durch das Zentrum gedreht, da unsere Busse nicht den nötigen Parkplatz fanden. Ich bewunderte die Fahrer Peter und Volker, denn bei dichtem Verkehr, engen Straßen, Massen von Radfahrern eine Herausforderung. Dann doch geschafft. Die große Gruppe lichtete sich, und es ging in Kleingruppen durch die Stadt. Unser Grüppchen schlenderte an Hausbooten, an vielen Coffeeshops, den Grachten entlang mit den schmalen Backsteinhäusern mit und ohne Vorhänge in den Fenstern, den unterschiedlichsten  

Geschäften, Ateliers, Restaurants, Souvenirläden mit Plastiktulpen, Sex-Shops und kam auf dem zentralen Platz, dem Dam an. Weiter Richtung Bahnhof wollten wir das bekannte Neorenaissance-Gebäude auch von innen sehen, doch wie in München war da eine Riesenbaustelle. Auf dem Weg zum Treffpunkt hatte ich das Gefühl, dass manche Häuser an den Grachten so schräg sind als könnten sie in den Kanal kippen. Noch einen kurzen Abstecher Richtung Oude Kerk, mitten im Rotlichtviertel, wir sahen einige Frauen, die sich hinter den Glastüren positionieren. 

Wir trafen uns am Ausgangspunkt, um mit den Bussen an die barrierefreie Anlegestelle für die Grachtenfahrt, in der Nähe des Vondelparks, zu kommen. Wieder mussten unsere Fahrer einen Parkplatz suchen!!! Es dauerte, bis unsere Gruppe in das Boot eingewiesen wurde, aber dann. Mit Kopfhörer ausgestattet fuhren wir durch XXXXL Brücken durch, z. B. die magere Brug, noch eine erhaltene hölzerne Ziehbrücke, an den berühmten Grachtenhäusern und Speichern aus dem 17. Jh. vorbei. Aber auch ganz moderne architektonisch ausgeklügelte Bauwerke wie das NEMO Wissenschaftsmuseum mit begehbarem Dach am Hafen haben wir vom Boot aus gesehen. Eine unvergessliche Tour, die bei einigen von uns die Lust auf mehr Amsterdam erweckte. Nach 75 Minuten konnten wir uns zum Abendessen ins Hardrock-Café nebenan zum Abendessen begeben. Leider blieb der Treppenlift mit Manfred stecken, doch konnte dieser wieder befreit werden. Die Preise vom Essen, auch von den Getränken – beachtlich. Das Lächeln an der Wand von Rockgrößen wie Madonna hat halt seinen Preis und natürlich die exponierte Lage, direkt am Wasser.  

Freitag, 7. Juli 

7:00 Uhr Treffpunkt im Erdgeschoss. Die Helfer hatten eine Menge einzuladen. Sind alle Sitzkissen, Rollstühle, Koffer, Taschen dabei?  Das Frühstück bekamen wir im Bus serviert. Und so rollten wir über die Autobahn mit „kleineren notwendigen“ Pausen. Langsam wurde es ganz schön heiß. Auf der A3 bei Waldbrunn Richtung Nürnberg wurde die Autobahn total gesperrt. Später sahen wir, dass zwei LKW ausgebrannt waren. Ein Unglück kommt selten allein: Bei einem Bus leuchtete eine Kontrollleuchte auf. Keine Möglichkeit zum Weiterfahren, denn die Lichtmaschine war kaputt. Volker und Günter kurvten uns noch in das ca. 170 KM entfernte München, die andere Gruppe musste an  

 

der Raststätte warten. Volker fuhr die Strecke zurück, um sie von der Raststätte abzuholen. Wie ich hörte, waren die meisten davon erst am frühen Morgen oder noch später in ihrem Zuhause. Müde, fertig, erschöpft, aber ohne Verletzung etc. sind alle heimgekommen... 

Ich möchte mich für den erheblichen Einsatz bei Peter, Volker, Günter, Gisela und Carola bedanken. Ohne sie wäre so eine Reise für uns nicht möglich. Überwog zuerst die Anspannung nach der Rückreise, so bleiben viele wunderbare Eindrücke dieser Nordholland-Reise. Und vor allem die unterschiedlichen Menschen unserer Gruppe mit ihrem unterschiedlichen Humor und Eigenheiten: ein Gourmet-Liebhaber, ein „Kind“ vom Ruhrpott, ein bayerischer Barde, zwei Pflanzen- und ein Vogelflüsterer, einige vom Ländle = Exschwaben, ein oder zwei Urmünchner etc. So möchte ich noch zum Abschluss einige Sprüche zum Besten geben, die während der Reise fielen und meine Lachmuskeln gekräftigt haben: 

Ihr bleibt am jedem Blümchen stehen.“     „I hob‘ nix zum saga.“     „Du weißt schon wo der hinfährt?“      Was hier Logopäden verdienen! (Kommentar zur Aussprache der Holländer).„Ich möchte eine Schwarzwäldertorte ohne Schuss, einen Schuss habe ich selbst.“Wer eine Reise tut, der kann was erzählen!!!Auf Wiedersehen       Tot ziens                

Margret Dietmann