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Herr’schafts’zeiten - Das Paulaner im Tal


Tal 12

Tel.: 089 6 93 11 66 90

www. herrschaftszeiten-muenchen.de

 

Als vor 55 Jahren in Bayern Zuagroaste, gibt es für mich immer noch und immer wieder was zu lernen. Wenn ein Bayer oder eine Bayerin ihrem Unmut mit einem deftigen „Herrschaftszeiten no amoi“ kundtun, hat das nichts mit den guten alten Zeiten zu tun, sondern man bittet den Herrgott: „Herr schau auf'd Seitn", er möge mal kurz wegschauen, denn Fluchen wird nicht gern gesehen, da oben.

Nun hat in der Paulanerwirtschaft im Tal wieder eine Bayrische Wirtschaft eröffnet. Die haben sich den Namen Herr’schafts’zeiten gegeben, mit einer etwas eigenwilligen Schreibweise. Den ersten Apostroph versteh ich ja, aber der zweite erklärt sich mir nicht. Cool find ich den Namen aber trotzdem.  


Und das Lokal selber ist definitiv auch cool. Aus der dunklen Wirtschaft wurde ein helles, freundliches mit viel Geschmack eingerichtetes Lokal. Die Holzpaneele an den Wänden sind immer noch dieselben, aber nun sind sie in einem gedämpften Hellgrün gestrichen. Die Fenster gehen jetzt vom Boden bis zur Decke. Die Tische sind recht locker gestellt, sodass genug Platz zum Rangieren ist. Eine ganze Reihe der Tische sind hoch, aber im hinteren Bereich sind viele auf der üblichen Höhe und auf 65 cm unterfahrbar, was zwar etwas knapp, aber für viele noch machbar ist. Im Eingangsbereich ist die Schwemme und auch eine Bar. Dahinter der Restaurantbereich und ganz hinten kommt man in den Hof zum Gartenbereich mit flachem Pflaster. Einen Straßenverkauf gibt‘s auch, dort holt man ganz neudeutsch sein Streetfood ab. Und dann kann jeder, erstmalig in einer Wirtschaft, eine Weltneuheit sozusagen, dort wo ehemals der Stammtisch stand, in einem Podcast-Studio seinen eigenen Podcast aufnehmen und das ganz ohne Gebühr. Einer der vier Wirte nimmt hier seinen wöchentlichen Potcast (schon über hundert Sendungen) auf: „Reden am Limit“, im schalldichten Kammerl, seinem Lebenstraum.  

Das Essen ist tendenziell bayrisch. Schweinebraten (15,50 €), Zwiebelrostbraten und Backhendl gibt’s, aber auch Kichererbsenpflanzerl und Kästascherl. Zum Dessert könnte man sich einen ganz normalen Kaiserschmarrn oder vielleicht die Bayerische Creme Cheesecake gönnen. 40% der Speisen sind vegetarisch oder vegan, da können wir alle glücklich werden.  

Allein die Komplettrenovierung der Küche hat an die 700.000 € verschlungen, da muss doch was gehen. Man erfährt woher die Produkte kommen, das Fleisch zum Beispiel ist von der Metzgerei Ott in Engelsberg a. d. Alz und die Garnelen ganz frisch und nicht tiefgekühlt von Crusta Nova aus dem Erdinger Moos, Europas größter Zuchtanlage für Garnelen (aber das wäre eine andere Geschichte).

Nun noch kurz etwas zur Historie. Das Haus wurde 1524 erstmals urkundlich erwähnt, 1612 zog eine Wirtschaft ein, 1921 übernahm Paulaner die Wirtschaft und betreibt sie noch immer.

Mein besonderer ‚Liebling‘ ist eine kleine Holzfigur in einem Eck hinter einem runden Tisch -unser Franz-Joseph, allerdings recht nackend, ein Lendenschurz bedeckt seine Blöße und eine Krone sein Haupt. Er hält die bayerische Fahne und ansonsten hält er sein Haupt. Vielleicht hat er einen Brummschädel vom Bier oder auch andere Sorgen.                                           

Hanne Kamali