Mit zunehmendem Mangel an finanzierbaren, insbesondere rollstuhlgerechten Wohnungen und der immer größer werdenden Problematik, ein selbstbestimmtes Wohnen mit Assistenz in den eigenen vier Wänden zu organisieren, steigt die Attraktivität für Manche, sich mit den Möglichkeiten gemeinschaftlichen Wohnens vertraut zu machen.
Neben den klassischen großen und allseits bekannten Anbietern, sind es vor allem die kleinen Initiativen, welche auf Interesse stoßen. Leider gibt es davon aber nach wie vor viel zu wenige, die zudem meist lange Wartelisten von Interessenten führen. Unseres Erachtens gilt es Impulse zu setzen, Informationen vorzuhalten und Initiativen zu begleiten um den vielbeschworenen Wandel von Komplexeinrichtungen hin zu einem „Markt der Möglichkeiten“ weiter zu entwickeln.
Jüngst passiert in diesem Bereich durchaus Bemerkenswertes. Vielerorts entstehen Strukturen und Organisationen, die vor allem die Initiierung und Begleitung von Projekten verfolgen. In und um München, aber auch bundesweit sorgt beispielsweise das Projekt „Wohn:Sinn“ für die Belebung des Marktes durch spannende Initiativen und konkrete Hilfsangebote. Darüber wollen wir in einer der nächsten Ausgaben ausführlicher berichten.
Heute soll es um einen Ratgeber zu dem Thema gehen!
… um Gottes Willen schon wieder ein Buch, das weiß, was wir wollen und wie wir den Weg zu Glück und Seelenfrieden finden. Nein, keineswegs. Erstens gibt es kaum Sachbücher zum Thema: „Wie gründe ich eine ambulant betreute Wohngemeinschaft?“ Zweitens weiß die Autorin aus eigener Erfahrung worüber sie berichtet.
Annette Hendl, Jahrgang 1962, vermittelt uns im ersten Teil des Buches Einblicke in die Höhen und Tiefen von der Gründung, über die Gestaltung gemeinsamen Wohnens bis hin zur Auflösung des Experiments, wie sie es selbst nennt. Der zweite Teil enthält Informationen für die Gründung und Durchführung einer ambulant betreuten Wohngemeinschaft sowie zu den umfangreichen Finanzierungshilfen, die zur Verfügung stehen.
Dabei erhebt das Buch niemals den Anspruch, die Materie umfänglich und abschließend darzustellen. So verweist die Autorin im 8. Kapitel schließlich auf eine umfangreiche Liste von „Lesetipps – Downloads und Websites“, welche zur weiteren Recherche für diese spannende Möglichkeit auf dem Weg hin zu einem selbstbestimmten Leben einladen.
Dem Buch gelingt es, Neugier und Mut zu wecken sich mit dieser Möglichkeit des Wohnens in Gemeinschaft auseinanderzusetzen trotz aller beschriebenen Unwägbarkeiten. Jedem ist klar, Menschen und Lebensumstände können sich ändern, nichts ist vorhersehbar! Was für den einen mit einer Enttäuschung enden mag, ist für den anderen eine glückliche Fügung auf seinem Lebensweg. Anette Hendl fasst Ihre Erfahrungen abschließend in einem Satz zusammen:
Zwei Dinge bestimmen, wohin unsere Reise geht: die Kraft der Träume und der Wind des Schicksals.
Lesenswert, motivierend und kurzweilig.
Peter Pabst