Der Film „Lieber Leben“ (2016) – dieser ist als DVD (ISBN: 4015698014587) erhältlich – basiert auf dem autobiografischen Roman „Patients“ (2012) von Grand Corps Malade, der hierzu die Regie führte. Dieser ist übrigens gehbehindert.
Eigentlich wollte der aktive Basketball-Sportler Ben nach seinem Studium Sportlehrer werden, doch wegen eines Kopfsprungs in ein zu flaches Schwimmbecken erlitt er einen Wirbelbruch, wodurch Ben zunächst nur noch einen Zeh bewegen kann. Dies ist die Ausgangssituation, als er in einer Reha-Einrichtung in ein Einzelzimmer kommt – dabei wird Ben mit dem Reha-Alltag konfrontiert: Morgens wird er meist von dem fröhlichen, jedoch unsensiblen Pfleger Jean-Marie geweckt – doch auch die schusselige Pflegerin Christiane kümmert sich um ihn, wodurch Ben einmal bei einem missglückten Transfer vom Bett in den Rollstuhl auf den Boden stürzt. Eine weitere Bezugsperson ist der Therapeut François, der mit einfachen Übungen damit beginnt, ihm erst einmal von der Liegeposition in die Sitzstellung zu bekommen, mit der Zielsetzung, dass sich Ben dann durch einen Elektro-Rollstuhl wieder mobil wird.
Im Übrigen hatte Ben auch Gelegenheit, einige der sonstigen RehabilitandInnen näher kennenzulernen. Dazu zählen vor allem Farid, der seit seiner frühen Kindheit Rollstuhl-Benutzer ist und der ihm die Einrichtung mit den verschiedenartigen Abteilungen zeigt. Durch seine überwiegend coole Art spornt Farid andere dazu an, ihre Möglichkeiten zu nutzen.
Zwischenzeitlich wird Ben in ein anderes Zimmer verlegt, wodurch er zudem zunächst den Motorrad-Fan Eric und später das Gangmitglied Eddy kennenlernt. Ferner schließt Ben mit Toussaint und Steeve Freundschaften. Übrigens ist ersterer seit einem Autounfall behindert – Steeve wurde durch seine Bewegungslosigkeit depressiv und muss nach einer Alkoholvergiftung in eine Klinik. Und als dann die hübsche Samia in dieses Zentrum kommt, entwickelten sich zwischen Ben und ihr zarte Bande. Doch als er in Erfahrung bringt, dass ihre Behinderung durch einen Autounfall aus Liebeskummer verursacht wurde – distanziert er sich darauf von Samia. Es kommt auch zu keiner Aussprache zwischen den beiden und er schiebt ihrer beider Behinderung vor, durch die eine Beziehung nicht möglich sei.
Als Monate später mit ersten Laufübungen begonnen wird und Ben zu hoffen wagt, irgendwann wieder Basketball spielen zu können, erfährt er von der leitenden Ärztin, Dr. Challes, dass für ihn Leistungssport nicht mehr möglich sein wird. Statt dessen sollte sein Ziel darin bestehen, möglichst selbstständig zu werden. Verständlicherweise ist Ben darüber zunächst frustriert, doch ihm wird schnell klar, dass sich sein Zustand schneller bessert, als bei manch anderen.
Letztlich hat Ben Glück und kann nach einem Jahr, am Stock gehend, entlassen werden. Zufälligerweise steht an diesem Tag für seine Basketballmannschaft ein wichtiges Finale an, zu dem Ben überraschend hinzukommt. Auch wenn er dieses Spiel nur von der Mannschaftsbank aus verfolgen kann – ist er doch mit dabei.
Dieser Film überzeugt durch glaubwürdige Darsteller und eine wohl ziemlich realitätsnahe Schilderung des Ablaufes in einer Reha-Klinik. Etwas unglaubwürdig ist, dass sich Ben doch vergleichsweise schnell und ohne anfängliche Verzweiflung mit seinem Schicksal abfindet.
Werner Müller
Bilderbogen einer Reha-Einrichtung
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