Kosmos Kaffee
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Haben Sie heute schon eine Tasse Kaffee genossen? Das ist sehr wahrscheinlich, weil im Durchschnitt in Deutschland pro Kopf 162 l pro Jahr getrunken werden. Damit dürfte der neuen Ausstellung im Deutschen Museum „Kosmos Kaffee“ ein großer Kreis an Interessierten sicher sein.
Leider ist das Museum mit dem ÖPNV schlecht erreichbar: die S-Bahnstation „Isartor“ hat immer noch keinen Lift und die Tramhaltestelle „Ludwigsbrücke“ ist für Rollstuhlfahrer zu schmal. Der kürzeste Fußweg ist von der Haltestelle „Boschbrücke“ des 132er Busses.
Wie alle Sonderausstellungen wurde sie am hintersten Ende des Gebäudes aufgebaut: Vom Museumshof, in dem sich auch der Kassencontainer befindet (für Rollstuhlfahrer und Begleitpersonen ist der Eintritt kostenlos, eine Karte braucht man trotzdem), gelangt man über eine normgerechte Rampe ins Haus. Innen erwartet einen eine sehr viel steilere mit 2 Handläufen. Danach mit dem Aufzug in den 1. Stock, nach links durch die Physikabteilung und einen langen Gang entlang.
Als erstes lernen wir 3 verschiedene Pflanzungen von Kaffeesträuchern kennen. Mit einer App können wir einen Strauch virtuell wachsen lassen. Die beiden bekanntesten Sorten unterscheiden sich hinsichtlich Größe und Koffeingehalt. Ihre Gefährdungen durch den Klimawandel werfen die bedrohliche Frage auf, wie lange wir wohl noch unser liebstes Heißgetränk genießen können.
Die zahlreichen Aromen, aus denen sich erst der typische Geschmack bildet, können wir einzeln riechen. Die chemische Wirkung auf den menschlichen Organismus beantwortet die Frage, ob Kaffee gesund ist und welche Mythen sich früher um ihn rankten.
Damit aus den Bohnen ein Getränk wird, müssen sie getrocknet und fermentiert werden, was Filme anschaulich zeigen. Das Rösten können wir bei den Führungen beobachten, die täglich kostenlos um 11.30 und um 14.30 Uhr angeboten werden. Sogar die erste und die teuerste Kaffeemaschine der Welt sind ausgestellt: 400.000 €!
Weniger vergnüglich sind die harten Arbeitsbedingungen und der karge Lohn der Kaffeebauern: Sie können sich ihre eigenen Erzeugnisse nicht gönnen. Um wenigstens einen kleinen Beitrag zu leisten, werden die zahlreichen Fairtrade- und Ökosiegel vorgestellt mit genauer Beschreibung, worauf sie ihren Schwerpunkt legen. Einen politischen Pluspunkt kann der Kaffee aber immerhin für sich verbuchen: er hat die Emanzipation der Frau gefördert.
Zum Abschluss sind allerlei Zitate über den Kaffee zum Schmunzeln aufgehängt und eine Sammlung Kaffeetassen aus den letzten Jahrhunderten zu bestaunen.
Nach so viel Wissen wird es Zeit für einen Geschmackstest: an einer Bar verkauft eine heimische Rösterei Espresso, Cappuccino und Latte Macchiato aus sechs Anbaugebieten.
Ohne Übertreibung habe ich hier den besten Latte Macchiato meines bisherigen Lebens getrunken!
Links der Bar führt ein Aufzug ein Stockwerk tiefer zum barrierefreien WC.
Die alle Sinne ansprechende Ausstellung läuft noch bis 31. Mai 2020 täglich von 9 bis 17 Uhr, geschlossen am 1.1., Faschingsdienstag, Karfreitag und 1.5.
Monika Burger