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Mein Besuch der Ausstellung des Künstlers Michael Buthe im Haus der Kunst mit Frau Dr. Leitner am 17.09.2016  (Eine Schilderung mit Augenzwinkern)

Nach langer Abstinenz endlich wieder einmal in Sachen Kunst unterwegs. Ich freute mich riesig und war sogar aufgeregt. Völlig unvorbereitet stieß ich zu der Gruppe. Die Klatsche kam stehenden Fußes. Ich war mit der „Kunst“ vorerst überfordert. Ich hatte etwas anderes erwartet, nämlich - „Meine Auffassung von Kunst“. Wahrscheinlich bin ich ein Jahrhundert zurückgeblieben oder ich habe den Anschluss verpasst. Jedoch ist der Künstler Michael Buthe meine Generation. Irgendwie musste ich mich sortieren. „Du warst im Louvre, hast Dali und Leonardos Mona Lisa bestaunt, hast im Guggenheim in New York unsere weltbesten Künstler bestaunen dürfen, hast Picassos Museum in Südfrankreich gesehen – wo ist das Problem?“ Ganz einfach! Du bist weg vom Fenster! Also versuchte ich mich fallenzulassen, die Gruppe nahm mich ja sowieso ganz lieb auf und ich lauschte den engelsgleichen, geduldigen und gekonnten Ausführungen von Frau Dr. Leitner und war mir bewusst, dass ich so eine wunderbare Privatführung ohnehin sonst nicht bekommen kann.

Es folgten zerfetzte Stoffstücke als Stoffbilder, naive kleine Zeichnungen, ein paar alte Latten auf dem Fußboden, die man allerdings deutlich als Krokodil erkennen konnte. Aber bitte - dieses sind ausschließlich die Wahrnehmungen einer „Ahnungslosen“. Du bist einfach nicht mehr von dieser Welt, rumorte es immer mehr in mir. Es gab jedoch noch eine Steigerung beim nächsten Objekt. Eine Mistgabel – getackert an ein wandgroßes farbenfrohes Bild. (nebenbei gesagt: Buthes Farben waren wirklich wunderschön –ehrlich). Auf diese aufgepresst ein altes Stück Pappe, das allerdings mit Goldstaub benetzt war, darunter ein Tuch, um die Mistgabel gewickelt – und am Ende des Stils ein Stück Holz befestigt. Musste ich jetzt an mir oder an dem Künstler zweifeln? Wahrscheinlich an mir, dachte ich. Denn immerhin sind wir im Haus der Kunst; das kann doch alles nicht schlecht sein, meine Liebe, du wirst wahnsinnig an dir arbeiten müssen, um den Anschluss nicht zu verpassen, dachte ich im Stillen. Völlig umgehauen hat mich die Tatsache, dass meine Mitstreiterinnen, die ich allesamt bewunderte, weil sie so gelassen und gekonnt die Ausstellung in sich aufnahmen, bei der Installation TAUFKAPELLE MIT MAMA UND PAPA zwei fette, große Baumstämme als Mama und Papa erkannten – BAUMSTÄMME!!! Meine Nerven lagen blank, mein Selbstbewusstsein war nicht mehr vorhanden. Wo haben die das her? Sie haben sich vorher, wie es sich gehört – informiert. Naja, es ist nach langer, langer Zeit deine erste Ausstellung, dachte ich bei mir. Aber ein blindes Huhn findet manchmal auch ein Korn. Mein Höhenflug wurde mir im letzten Raum beschert. Wunderschöne Kupferarbeiten an den Wänden und ein riesiges Gebilde als Kerzenständer mit zwei goldenen Elementen als Abschluss obenauf unter dem Titel „Die Heilige Nacht der Jungfräulichkeit“ versöhnten mich total. Ich bin sicher kein Michael Buthe-Fan geworden, aber ich bin geradezu gierig nach der nächsten Ausstellung. (Wenn meine so netten „Schlaumeier“ mich „Ahnungslose“ wieder mitnehmen) Neue Felder haben sich aufgetan! Großer Dank an Frau Dr. Leitner für die wunderbare Führung.

DANKE sagt Ingrid Gruel

 

Liebe Frau Gruel, Sie haben einen Leserbrief geschrieben, der mir sehr gefallen hat, weil er so launig und frisch ist und vor allem Ihre Qualitäten als Autorin beweist. Sie sollten öfter einmal einen Artikel für die CLUBPOST schreiben. Wir suchen immer wieder neue Autoren! Was nun Ihre Befürchtungen und Vorbehalte angeht, so machen Sie sich bitte keine unnötigen Gedanken. Kommen Sie einfach mit zu den Spaziergängen durch Museen und Ausstellungen. Vorbereitung nicht nötig, profunde Kenntnisse ebenfalls nicht. Denn wir tauschen kein gelehrtes Wissen aus, sondern lernen gemeinsam SEHEN oder üben das SEHEN miteinander. Wir lassen uns, so gut wir können und wollen, auf die Kunstwerke ein und reden dann darüber. Dabei kommt so manche neue Einsicht zustande. Und darauf freue ich mich, liebe Frau Gruel, beim nächsten Mal!

Ingrid Leitner