Liebe Frau Dr. Kern, liebe Familie von Steinsdorff, verehrte Trauergemeinde
jeder, der Dr. Sibylle von Steinsdorff näher kannte, wusste, dass ihr der Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF) sehr am Herzen lag. Was viele nicht wussten, wie unendlich viel sie für ihn und ihre behinderten Freunde getan hat, denn sie hat das nie groß herausposaunt, dazu war sie viel zu bescheiden und sie hatte es nicht nötig, sich in den Vordergrund zu spielen. Mindestens 25 Jahre hat sie Verantwortung als geschäftsführendes Vorstandsmitglied getragen.
Dabei war sie immer für die Finanzen zuständig. Und das stand bei ihr durchaus nicht im Widerspruch zu ihrer anderen Leidenschaft der Literatur der Romantik. Wie viel Zeit und Nerven die Finanzen des CBF sie gekostet haben mögen, haben wir überhaupt erst begriffen, als sie sagte, so das kann jetzt mal jemand anderes machen und ich das übernehmen musste. Aber in dem Fall nicht wie sie als ehrenamtliches Mitglied, sondern damals als hauptamtliche Mitarbeiterin.
Sie hat aber weiterhin immer für den CFB gesorgt: Alle wurden darauf angesprochen, dass sie für den CBF spenden sollten: ihre Familie, ihrer Freunde und Bekannten.
Die Zusammenarbeit im Vorstand mit Sibylle von Steinsdorff war immer sehr angenehm, nicht nur weil sie ein nettes und zuvorkommendes Wesen hatte, auch weil sie sehr kreativ war, gut organisieren konnte und strategisch dachte und darüber hinaus auch sehr humorvoll war.
Unvergessen ist unsere berühmte Parkplatzaktion, mit der wir das Märchen der Polizei auch in Verbindung mit der Presse aufdeckten: Dass die Polizei, sobald ein Mensch mit Behinderung einen Behinderten-Parkplatz benötige, der unrechtmäßig verparkt war, herbeieilen würde und die unberechtigt Parkenden abschleppen ließe. Damit wollte sich die Polizei nämlich davor drücken, diese regelmäßig zu überwachen und frei zu halten. Dazu sind an einem Samstag ganz viele CBF-Mitglieder mit dem Auto in die Stadt gefahren und haben bei jedem Behindertenparkplatz auf dem jemand stand, der nicht behindert war, die Polizei gerufen. Die logistische Leitung dieser Aktion im Büro hatte Sibylle von Steinsdorff. Die Aktion war ein voller Erfolg, es gelang uns auch das Innenministerium dafür zu interessieren, das die Polizei anwies, in Zukunft die Behindertenparkplätze zu kontrollieren.
Sibylle von Steinsdorff hat mit ihrer Freundin Ruth Kern sehr viel zum Vereinsleben beigetragen. Sie dichtete gerne zu den verschiedensten Anlässen, sie veranstaltete Kirchenführungen, die Clubpost las sie jahrelang Korrektur. Unvergessen ist mir, wie die beiden Doktorinnen Steinsdorff und Kern beim CBF-Fasching als türkische Frauen mit Kopftuch erschienen und wir ganz schön lange brauchten , bis wir merkten, wer unter den Kopftüchern steckte. Sie sahen einfach zu echt aus. Die Damen waren kurz zuvor in der Türkei gewesen.
Unser Vereinsname lautet Club Behinderter und ihrer Freunde: Sibylle von Steinsdorff war die ideale Freundin und sie war auch vielen der behinderten Mitglieder im CBF eine treue persönliche Freundin. Unsere Vorsitzende Ingrid Leitner hat sie kurz vor ihrem Tod besucht und war froh, dass sie noch Abschied nehmen konnte.
Wir werden Sibylle von Steinsdorff in unserem Herzen bewahren.
Carola Walla