Schon seit 2013 war der Facharbeitskreis Mobilität des Behindertenbeirats bei der Stadt vorstellig geworden, einen Begleitservice für Menschen zu installieren, die nicht oder nicht mehr alleine im öffentlichen Nahverkehr fahren können. Nach Berliner Vorbild sollte das mithilfe von Begleitern ermöglicht werden. Egal, ob wegen einer Behinderung oder auch einer zeitweiligen Beeinträchtigung (Operationen, Unfälle) oder aus Altersgründen.
Wichtig war uns vor allem, dass keine Voraussetzungen an die Inanspruchnahme dieses unentgeltlichen Begleitdienstes geknüpft werden; ausreichend ist allein das Unvermögen, ohne Begleitung mit dem Bus, der U-Bahn oder mit der Tram zu fahren, um den Begleitdienst in Anspruch zu nehmen. Weder ein Schwerbehindertenausweis, noch ein niedriges Einkommen sind erforderlich. Man muss nur in der Lage sein, diesen Dienst selber anzufordern. Denn wir wissen, dass viele alte Menschen keinen Schwerbehindertenausweis haben und Einkommensgrenzen und Einkommensüberprüfungen viele davon abschrecken, dringend benötigte Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Begleiter kommen aus dem Bereich der Langzeitarbeitslosen, die so gut wie keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Auch Rentner, die sich was dazuverdienen müssen, sind vorgesehen. Die Begleiter (Männer wie Frauen) werden mit Uniformen ausgestattet. Die Schulung der Helfer ist ein ganz wichtiger Baustein, damit sie ihre Aufgaben erfüllen können und sachkundig z.B. auch Rollstuhlbenutzer begleiten können. Aus Berlin wissen wir, dass den Helfern die Anerkennung, die sie durch die Begleitung in der Öffentlichkeit erfahren, sehr wohl tut, denn genau diese haben sie ja als Langzeitarbeitslose nicht mehr erfahren. Einige haben es sogar geschafft, wieder auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt unterzukommen. Anfang 2014 hat der Stadtrat das Referat für Arbeit und Wirtschaft beauftragt, einen Begleitdienst zu entwickeln. Im Spätsommer wählte das Referat für Arbeit und Wirtschaft unter Einbeziehung des Facharbeitskreises Mobilität unter sechs Bewerbern den Katholischen Männerfürsorgeverein aus und beauftragte ihn, sein Konzept zu konkretisieren. Das soll im Januar in den Stadtrat kommen. Keine Angst, der Katholische Männerfürsorgeverein beschäftigt auch Frauen, die Zeiten haben sich auch hier geändert. Im kommenden Frühjahr müssen dann die Vermittlungszentrale aufgebaut, die Begleiter geschult und Öffentlichkeitsarbeit gemacht werden. Wir freuen uns auf dieses Projekt und darüber, dass die Stadt München es fördern will, es ist für uns ein echter Beitrag zur Inklusion. Wir werden weiter darüber berichten.
Carola Walla