„Als ich… in die Arbeitswelt geworfen wurde, fühlte ich mich am Anfang schwach und wollte nie, dass meine Behinderung zur Last fällt… Ich habe lieber vor einer verschlossenen Tür gestanden und gewartet, statt jemanden zu  fragen, ob er mir aufmacht.“ (Raul Krauthausen, SZ 14.11.2014, S. 24) Solche Aussagen dürften manchen Leserinnen und Lesern bekannt vorkommen…

Inzwischen fragt Rollstuhlfahrer und Internetkonzepter Raul Krauthausen nach, wenn er vor einer verschlossenen Tür steht. Er ist fast schon ein Promi geworden. Denn er hat die wheelmap ins Leben gerufen: digitale Landkarten bzw. Stadtpläne, die man im Internet aufrufen kann, um herauszufinden, ob ein Bahnhof, eine Tankstelle, ein Restaurant, ein Museum etc. voll, teilweise oder überhaupt nicht rollstuhlgerecht ist. Wheelmap lebt in erster Linie von seinen Usern, also Menschen, die in einem recht einfachen Verfahren melden, wie es mit der Barrierefreiheit einer bestimmten Location aussieht. Zwangsläufig sind diese Landkarten bzw. Stadtpläne noch sehr lückenhaft. München ist z.B. sehr viel schlechter als Berlin mit entsprechenden Fähnchen bestückt. Nach rollstuhlgerechten Gaststätten muss man z.B. lange suchen.

Aber in München und Umgebung haben wir ja den CBF mit seiner Homepage und Hanne Kamali mit ihrem Team sowie Christiane Stadtherr als Web-Designerin und Programmiererin, die uns da weiterhelfen: Inzwischen haben sie 3687Arztpraxen, 370 Gaststätten sowie viele Museen, Theater und Kinos auf Herz und Nieren auf ihre Behindertengerechtigkeit hin geprüft und die Ergebnisse ins Netz gestellt:

Im Gegensatz zu wheelmap werden aber nicht geeignete Locations gar nicht erst aufgeführt, d.h. in Wirklichkeit wurden wesentlich mehr von ihnen geprüft.
Das CBF-Team geht allerdings sehr viel sorgfältiger und akribischer vor als seine Kollegen von wheelmap. Wer einen kleinen, leichten Rolli hat, der kennzeichnet bei wheelmap vielleicht eine Praxis als "rollstuhlgerecht", während ein Elektrorolli nicht hineinkäme. Beim CBF dagegen geht’s objektiv zur Sache: Mit dem Metermaß werden genau die Höhe einer Stufe, die Breite einer Tür oder die Fläche eines WC-Raums ausgemessen. Selbst aufgenommene, kritische Fotos (nicht schillernde Werbefotos  der jeweiligen Besitzer) sorgen für den entsprechenden Durchblick.

Aber ob www.wheelmap oder www.cbf-muenchen: Beide sind nützlich. Und vor allem: Jede Internetseite, sie kann noch so gut sein, lebt in unserer schnelllebigen Zeit von ihren Usern!

Eine Gaststätte, eine Arztpraxis wechselt den Besitzer, es wird umgebaut – und schon stimmen die Infos auf der jeweiligen Internetseite nicht mehr.

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Speisecafé Rigoletto, Screenshot wheelmap   Speisecafé Rigoletto, Screenshot cbf (Aussschnitt)
Café Rigoletto
     

 

Deswegen sei hier noch einmal unser Aufruf aus unserer Homepage zitiert: Wir bitten um Ihre Mithilfe - haben Sie etwas Neues entdeckt? Ist eine unserer Angaben falsch oder veraltet? Bitte informieren Sie uns!
Im Übrigen werden alle Begehungen der Arztpraxen, Gaststätten usw. sowie die Aufbereitung der Daten für die Homepage von den CBF-Mitarbeiterinnen ehrenamtlich bzw. für ein geringes Entgelt gemacht. Anfragen wie: „Bitte um Info, ob der WC-Umbau in der Wirtschaft xy abgeschlossen ist“ können wir leider nicht beantworten, weil wir das selbst nicht wissen. Da müssten Sie schon selber die Wirtschaft xy anrufen – die Nummer ist immer angegeben. Wenn Sie uns dann noch nach dem Telefonat Bescheid geben könnten, wäre das toll!

Und zum Schluss ein Hinweis für die Zukunft: Der CBF arbeitet an neuen Programmen, die Umkreissuchen und Kartendarstellungen ermöglichen. Damit wird die Suche nach Praxen und anderen barrierefrei zugänglichen Orten noch komfortabler werden. Super – oder?


Christiane Hauck