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Ab ins Grüne – vor der Haustür  

Land in Sonne I

Nicht nach Balkonien, das wäre sehr nah, ist aber nicht vor der Haustür. Und wo sonst noch ist es grün in der Stadt? Ja genau, in den Schrebergärten. Und es gibt auch welche, die rolligerecht und mit WC ausgestattet sind. Auch das ist Inklusion, wenn die Kleingärtner Rolli-WCs bauen. Vor einiger Zeit hab ich in einem Schrebergarten in Nymphenburg ohne Biergarten eine sehr schöne behindertengerechte Toilette entdeckt.

Kurz darauf habe ich erfahren, dass viele Bewohner der Pfennigparade in den Brunner Garten in die Kleingartenanlage NO 008 zum Essen gehen. Dort gibt es Balkanküche und bayrisch, alles gut und günstig – aber ohne Rolli-WC. Den letzten Anstoß zu diesem Artikel verdanke ich Ingrid, Edmund und Marc (hiermit widme ich ihn diesen Dreien). Ingrid hat angeregt, sich mal um Schrebergärten zu bemühen, und die beiden anderen haben mir von einem schönen Schrebergartenlokal mit Rolli-WC erzählt. Wie sie das rausgefunden haben, weiß ich auch nicht, das WC ist bei den Damen, nicht beschildert und die beiden sitzen nicht im Rollstuhl.

Jedenfalls bin ich kurz darauf die Dachauer Straße stadtauswärts geradelt, in der Baldurstraße zur Gartensiedlung abgebogen und war plötzlich im Grünen. Das Hexenhäuschen versteckt sich hinter Bäumen, Der Autolärm ist weg. Ich hab dort zwar nichts gegessen, aber das Münchner Schnitzel (mit Meerrettich unter der Panade), welches an meiner Nase vorbeigetragen wurde, hat mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Das war der Anfang meiner Suche, aber abgeschlossen ist sie noch lange nicht.

Die vergangenen Wochenenden habe ich ungefähr 40 Kleingärten abgeklappert, was noch nicht mal die Hälfte ist. In der Sammlung sind bislang sechs WCs. Das allerbeste Modell, ein Container nach DIN, steht in Sendling im ‚Land in Sonne 1‘. Der Biergarten ist fest gekiest, das Lokal ist zugänglich. Freitags ist Fischtag; der Fisch soll sehr gut sein. Ein Kleingärtner, der um 16:00 schon den Platz für sein Fischessen warm hielt, hat erzählt, dass er seit 40 Jahren einen Garten hat und dass ursprünglich Lokale bei den Gärten nicht gestatten waren. Langsam wurde das Verbot aufgeweicht – erst Getränkekiosk, dann Biergarten und dann noch ein Haus ... Gleich neben Land in Sonne 1 ist Land in Sonne 2 mit genau dem gleichen Container, nur dass er dort nicht beim ‚Gartenparadies‘ steht, sondern 200m weiter. Dieser Biergarten ist auch schön, aber eher ruhig und kleiner. Das viertbeste WC ist in der Salzmesserstraße am Moosfeld, nur leider ist der Biergarten nicht zugänglich, der Boden ist in Bahndammqualität mit riesigen Brocken aufgefüllt und davor ist eine Stufe. Die anderen beiden WCs sind eher ‚bemüht‘, obwohl sie die Bezeichnung ‚Behindertentoilette‘ in Anspruch nehmen. Es gibt bestimmt ein paar Leute, die auch dort drin zurechtkommen. Eines ist beim superschönen Schlösselgarten, der auch einen Teil ‚echten Biergarten‘ hat und das andere ist am Domagkgarten, der klein und sehr gemütlich ist. Der Biergarten ist komplett mit Platten ausgelegt. Das Lokal wird im Sommer nicht genutzt. Soviel zur Rolli-Zugänglichkeit von Schrebergartengastronomie.

Auf der Homepage wird bei diesem Artikel noch ein tabellarischer Überblick der bislang erhobenen Gärten eingestellt und die mit WC kann man demnächst auch auf der Gaststättenseite finden. Ansonsten würde ich mich riesig freuen, von unseren Lesern weitere Gartlerinfos zu bekommen.


Hanne Kamali