Herbstfest am 24.11.2024 - Kommt alle! meldet euch an! Einladung hier.

Die Menschen werden immer älter. In unserem Seniorenheim beträgt das mittlere Lebensalter 85 Jahre. Immer mehr Senioren leben in Ein-Personen- Haushalten. Dies ist die Antwort auf die Tatsache, dass Lebenspartner sterben, Kinder den Arbeitsmöglichkeiten nachgehen müssen und dadurch viele ältere Menschen vereinsamen.

 

Diese Isolation stellt ein stark zunehmendes Problem dar. Freilich bemühen sich zahlreiche Vereine, viele Politiker, Gemeinden und Nachbarn, dieses Problem zu beseitigen.

Wir wissen heute durch die intensive Hirnforschung, dass die Hirnleistung durch Isolation abnimmt, aber auch im Alter noch neue Nervenzellenverbindungen entstehen können. Dies bedeutet, dass die Hirnleistung zunehmen kann, wenn man das Gehirn entsprechend trainiert. Warum dennoch weiterhin empfohlen wird, alte Menschen in ihren Wohnungen zu belassen, verstehe ich nicht. Für uns alle kommt der Tag, an dem wir den Alltag nicht mehr allein meistern können. Die notwendige Organisation des Alltages, Einkaufen, Reinigung der Wohnung usw. wird schwierig oder unmöglich. Um Kontakte zu pflegen, muss man das Haus verlassen, was sehr bald nur noch mit Begleitung möglich ist. Dies ist nur mit viel Organisation zu haben und auch teuer!

Hat man all dies einmal bedacht, lohnt sich der Vergleich mit dem Leben im Seniorenheim: Das Personal wird vom Haus bereitgestellt, ebenso die Verpflegung. Freilich sollte man die Freizeit-Angebote in Anspruch nehmen, sonst kann man auch im Seniorenheim vereinsamen. Wobei das Angebot so riesig ist, dass jeder etwas Passendes finden kann: Lesenachmittage, Fahrten ins Schwimmbad, Ausflüge, Filmvorführungen, Musikabende, Gedächtnistraining, Malen etc. Ich möchte meinen neuen Lebensraum im Seniorenheim nicht mehr missen. Neben all den angeführten Unterhaltungsmöglichkeiten habe ich eine Reihe Freunde gewonnen, und wenn meine Kräfte ausreichen, kann ich auch anderen helfen.

Wenn Menschen in einem Seniorenheim schließlich Pflege benötigen, dann ist eine eigene Pflegeabteilung wichtig. Man sollte den Bewohnern auf keinen Fall versprechen, dass sie in ihren Wohnungen verbleiben und dort gepflegt werden können. Dann wären die wenigen Pflegekräfte vor allem damit beschäftigt, auf langen Wegen von Haus zu Haus zu eilen. Denn es ist leider eine Tatsache, dass im ambulanten Bereich wie in den Heimen viel zu wenige Pflegekräfte beschäftigt werden. Für sieben Menschen mit Pflegestufe I stehen nur eineinhalb Pflegekräfte zur Verfügung. Hier wäre Abhilfe dringend nötig. Gefragt wäre die Politik sowie Pflegeeinrichtungen, die sich eine derart menschenunwürdige Mangelversorgung nicht mehr vorschreiben lassen und einen besseren Pflegeschlüssel fordern. Denn derzeit heißt es für unser Seniorenheim, wie auch für alle anderen, dass man unbedingt einen Angehörigen braucht, der mitpflegt, da sonst keine wirkliche Pflege möglich ist.

Ruth Kern