Landshut liegt nur etwa 60 Kilometer nördlich von München und ist mit Bahn oder Auto in 45 Minuten zu erreichen. Als geborene Landshuterin würde ich jetzt am liebsten Bände schreiben über diese schöne Stadt, die an sich schon ein wunderbares Ausflugsziel ist - aber diesmal galt unser Ausflug dem Skulpturenmuseum am Hofberg.
Dieses Museum ist eine Stiftung des Bildhauers Fritz König. Fritz König wurde 1924 in Würzburg geboren, er kam 1930 nach Landshut, studierte Kunst in München und hat auch sein ganzes bisheriges Leben in und um München und in Landshut gelebt und gearbeitet, derzeit in Ganslberg bei Landshut.
Sie haben bestimmt schon Skulpturen dieses Bildhauers gesehen. In München zum Beispiel im Kabinettsgarten der Residenz, an der neuen und an der alten Pinakothek oder vor dem Krankenhaus Bogenhausen. Sein berühmtestes Werk dürfte jedoch die Kugelkaryatide am World Trade Center New York sein. Diese riesige goldene Kugel überstand schwer beschädigt den Einsturz der Türme des WTC am 11. September 2001 und steht jetzt als Mahnmal im Battery Park in New York.
Das Skulpturenmuseum in Landshut ist schon als Bauwerk sehr interessant – es ist ein „unsichtbares“ Bauwerk. Sehen Sie das Foto, das ich am Eingang aufgenommen habe. Eine Rasenfläche mit Skulpturen, die mittelalterliche Stadtmauer unmittelbar am Hofberg, schön und romantisch mit Efeu bewachsen ... ist das jetzt etwa das Skulpturenmuseum? Nein! Ein unscheinbares Tor in der Stadtmauer ist der Eingang zum Museum und das ist direkt in den Berg hinein gebaut.
Das Museum liegt am Rande der Innenstadt und ist daher zu Fuß ohne weiteres erreichbar, doch auch mit dem Auto kann man nah heranfahren, wenn es auch schwer fällt, in der Umgebung einen Parkplatz zu finden. Der Hof ist mit einem großen Kopfsteinpflaster belegt, das in der Landshuter Altstadt üblich ist. Sehr passend für eine im Kern noch richtig mittelalterliche Stadt - aber leider nicht so passend für Rollifahrer.
Das Museum selbst ist vollkommen ebenerdig angelegt, eine einzige Schwelle am Eingang ist ca. 3 cm hoch. Die zweiflügelige Eingangstür öffnet nach außen und die Griffe sind relativ hoch angebracht, so dass zum Öffnen der Tür eventuell Hilfe benötigt wird. Die nächste Hürde ist dann eine Glasschwingtür – aber die Türflügel gehen leicht und können einfach aufgeschoben werden.
Das Innere des Museums ist hell und offen – Sichtbetonwände gliedern die Galerieräume, die alle ineinander übergehen. Rollstuhlfahrer haben hier freie Bahn. Für Leute wie mich, die keinen Orientierungssinn haben, ist es mitunter ein Labyrinth, aber wirklich verloren gehen kann man nicht, denn eine Seite des Museums wird von der Stadtmauer mit dem roten Ziegelwerk gebildet und dient als Orientierungslinie. In einem Bereich hebt und senkt sich der Boden leicht, hier wurden auch ein paar Stufen eingebaut. Das sind aber keine Hindernisse, denn man kann sie umfahren.
Zum Werk des Künstlers will ich keine Interpretationen geben. Das können Kunstkenner besser – ich schreibe hier nur ein paar persönliche und private Eindrücke auf, mögen mich die Kunstkenner steinigen. Fritz König arbeitet oft mit einfachsten Formen – eine Kugel und lange Zylinder dienen als Grundform für Körper. Daraus entstehen wunderbar harmonische schlanke Körper und Paare, aber im Museum gibt es zahlreiche Skulpturen die das Thema „Epitaph“ variieren. Sie zeigen diese Körper zerstört und zerbrochen – eine Mahnung und Erinnerung an den Krieg, den der Künstler ja noch miterlebt hat. Ich muss gestehen, dass ich diese Skulpturen beängstigend finde und immer schnell vorbei gehe, um mich den anderen Exponaten zu widmen.
Die Pietà hat uns besonders gefallen. Sie nimmt sich Michelangelos Pietà zum Vorbild, aber hier verschmelzen die Körper in Schmerz und Liebe, das ist sehr anrührend. Auch Paolo und Francesca aus Dantes Inferno gehören in diese Kategorie – Paare und verschmelzende Körper sind eins der Grundthemen bei Fritz König, ebenso wie Pferde – kein Wunder, da Ganslberg doch ein Gestüt ist.
Nach dem Museumsbesuch mussten wir uns natürlich stärken – und da gerade Dezember war, ging es 100 Meter weiter zu den weltbesten Bratwürsten, die es nur auf dem Landshuter Christkindlmarkt gibt. Ich kam mit einer Dame ins Gespräch, die jedes Jahr nur wegen dieser Bratwürste nach Landshut fährt (und da ist sie nicht die einzige).
Der Tag war doch recht kalt und ungemütlich. Deshalb verzichteten wir darauf, die alten Gassen und die schöne Altstadt Landshuts ausgiebig zu erforschen. Aber im Sommer wird das bestimmt nochmal ein besonderes Ausflugsziel!
Christiane Maier-Stadtherr