Die Schack-Galerie? Handelt es sich da nicht um einen Dinosaurier der Münchener Museumslandschaft, dessen Konzeption und Präsentation reichlich angestaubt sind?
Mitnichten. Anlässlich des 100jährigen Jubiläums des Museumsbaus in der Prinzregentenstraße präsentieren sich seit November 2009 auch die Räume im ersten Obergeschoss in neuem Glanz, nachdem das Erdgeschoss bereits 2008 renoviert worden war. Das Betreten des Museums ist zunächst jedoch gar nicht so einfach: die Eingangstüre ist nur über drei – allerdings flache – Stufen zu erreichen. Gehbehinderte werden diese mit einiger Anstrengung bewältigen können, Rollstuhlfahrer jedoch nur mit fremder Hilfe – zumal die Eingangstüre sich nach außen öffnet. Auf Nachfrage an der Museumskasse wird auch eingeräumt, dass das Museum weder über eine Rampe im Eingangsbereich verfüge, noch über einen Aufzug ins Obergeschoss. Der Einbau eines solchen sei aber vorgesehen.
Trotz dieser fehlenden Barrierefreiheit und den damit verbundenen Schwierigkeiten bzw. Einschränkungen kann ein Besuch der Schack-Galerie aber wärmstens empfohlen werden: Zum einen können auf engstem Raum die bedeutendsten deutschen Maler des 19. Jahrhunderts bestaunt werden, von Carl Spitzweg über Arnold Böcklin, Anselm Feuerbach und Franz von Lenbach bis zu Moritz von Schwind, zum anderen wurden für die Neupräsentation der Werke die Wände in kräftigen Blau- und Rottönen gestrichen. Dadurch bedingt kommen die ausgestellten Werke der Romantik zu einer bisher nicht erahnten Geltung. Dieses neue Farbkonzept wird durch ein Beschriftungskonzept ergänzt, das den Besucher nicht nur mit den Namen der Maler und den Titeln der Bilder abspeist, sondern jeweils Informationen zum betreffenden Bild gibt. Das bedeutet zwar einige Lesearbeit, die Schrift ist jedoch groß und kontrastiert ausreichend zu dem farbigen Hintergrund. Komplettiert wird dies durch ausgewählte poetische Texte an den Wänden, die dem Besucher einen Eindruck von dieser Epoche vermitteln sollen. Besonders hervorzuheben ist jedoch der renovierte, seit November 2009 wieder zugängliche Kopiensaal im Obergeschoss. In dem nach dem Zweiten Weltkrieg als Sitzungssaal der benachbarten Bayerischen Staatskanzlei dienenden, jetzt in einem hellen Grünton gehaltenen Saal hängen neunzehn Kopien venezianischer Gemälde aus der Renaissance, die Graf Schack anfertigen ließ, um diese Meisterwerke dem Münchner Publikum überhaupt zugänglich zu machen.
Trotz der erwähnten Zugangsschwierigkeiten ist ein Besuch der Schack-Galerie daher jedem dringend zu empfehlen – sollte der Zugang zum Obergeschoss zu mühselig oder gar unmöglich sein, bietet das Erdgeschoss immerhin allein fünf wundervolle Bilder von Spitzweg, darunter das Spanische Ständchen.
Wolfgang Vogl