Der Behindertenbeirat Germering und der „Club Behinderter und ihrer Freunde“ haben vom 26.9. bis 3.10. zu einer Woche im „Naturpark Bayerischer Wald“ eingeladen. Wenn also im nachfolgenden Text von „wir“ gesprochen wird, sind damit immer alle unsere lieb gewordenen Reiseteilnehmer und Freunde gemeint.
Am Samstag, den 26.9. beginnen wir – wie immer – unsere Fahrt in Germering und machen uns auf nach Hinterschmiding im Bayerischen Wald. Aber halt – zuvor müssen wir noch unterwegs für unser leibliches Wohl sorgen und machen daher eine Pause in Mauth. Frisch gestärkt besuchen wir danach unser erstes Ziel, das Freilichtmuseum Finsterau. Dort wird uns das ländliche Bauen, Wohnen und Wirtschaften in den einzelnen Gebäuden bis ins kleinste Detail aufgezeigt. Aus dem ganzen Bayerischen Wald wurden hier Bauernhäuser, vollständige Höfe, eine Dorfschmiede und ein Straßenwirtshaus zusammengetragen. Unter freiem Himmel entfaltet sich so ein begehbares Stück vergangener Wirklichkeit.
Danach erreichen wir nach einer kurzen Fahrt unser Urlaubsziel, den Gasthof Mayerhofer in Hinterschmiding, wo wir herzlich begrüßt werden und, wie sich herausstellen sollte, eine Woche bester Gastfreundschaft genießen können.
Steine werden auch als das „kalte Blut der Erde“ bezeichnet und vom Wahrheitsgehalt dieser Bezeichnung überzeugen uns die Steinwelten im Granitzentrum Bayerischer Wald am nächsten Tag – ein Erlebnis für alle Sinne. Wir tauchen ein in die wunderbare Welt der Steine und erfahren Interessantes über die lange Geschichte der Granitgewinnung und -nutzung. In einem kurzen Film machen wir eine Zeitreise von Millionen von Jahren in die Vergangenheit, erleben die Geburt des Granits und erfahren, seit wann Granit abgebaut wird, was man aus Granit machen kann und welche Sorten es überhaupt gibt. Danach geht es mit einem „Fahrstuhl“ tief nach unten, wo in einer dunklen Felsenhöhle eine Vielzahl an glitzernden Steinen zu bewundern ist. So erleben wir in den Steinwelten im Granitzentrum die Steinbearbeitung im Bayerischen Wald in den letzten 1.000 Jahren hautnah.
Auch auf dieser Fahrt unternehmen wir wieder eine Schifffahrt, da diese für alle Teilnehmer eine angenehme Bereicherung darstellt. Bei sonnigem, wenn auch nicht allzu warmem Wetter besteigen wir in Schärding das Schiff „MS Gerda“ und „schippern“ darauf auf dem Inn in Richtung Passau und wieder zurück, währenddessen uns der Kapitän vieles über den Fluss, Natur und Geschichte erzählt. Angekommen in Schärding werden wir dann von einer Reiseführerin empfangen, die uns - versehen mit viel Witz und Spaß – die Augen für die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten dieser Stadt öffnet.
Tags darauf tauchen wir ein in die ganz besondere Atmosphäre der „Freiherr von Poschinger Glasmanufaktur“ in Frauenau. Eine fast 140-jährige Erfahrung und die Leidenschaft zum Werkstoff Glas machen die Glasmanufaktur in Frauenau zu Europas erster Adresse für Spezialanfertigungen. Dies wollten einige unserer Teilnehmer aber ganz genau wissen: es gibt sie tatsächlich, denn unser Martin Roth hat nicht gezögert, das genau zu prüfen. Mit Hilfe eines Glasmachermeisters bläst sich unser Martin auf der Arbeitsbühne, direkt am Glasschmelzofen, seine eigene Kristallglaskugel, die er, nach der Abkühlzeit, sogar mit nach Haus nehmen kann!Am Nachmittag geht´s weiter zum 1975 gegründeten Glasmuseum in Frauenau, das die jahrhundertealte Glasmachertradition des Grenzortes im Bayerischen Wald ebenso reflektiert, wie die Rolle Frauenaus als Treffpunkt von internationalen Glaskünstlern und Kunstpublikum. Auf einer „Zeitreise“ bzw. einer „Reise mit dem Glas“ in einem architektonisch bewegten Rundbau, dessen „Dreh- und Angelpunkt“ in einem künstlerisch aus Glas inszenierten Glasofen zu finden ist, wird uns eine Sammlung von Gläsern aus zwei Jahrhunderten präsentiert - aus den Glasregionen des Bayerischen Waldes, Europas und der Welt.
Tags darauf fahren wir nach Aldersbach. Aus den Archiven ergibt sich, dass die dortigen Mönche bereits seit dem Jahr 1268 ihr eigenes Bier brauten, das sie dann in geselliger Runde tranken. Und auch heute erfreut sich Aldersbacher Bier größter Beliebtheit, denn jeder Schluck davon ist ein Schluck Leben. So lassen auch wir uns im Bräustüberl nach einer Besichtigung der Brauerei einige Schlucke Leben bringen.
Dass Schönheit begeistern kann, stellen wir sodann bei einer Besichtigung des dortigen ehemaligen Zisterzienserklosters und der von den Gebrüdern Asam ausgestalteten Klosterkirche fest, die nicht umsonst auch “Dom des Vilstals” genannt wird und ab dem Jahr 1806 zur Pfarrkirche der im Aufbau befindlichen Gemeinde Aldersbach erhoben wurde.
Unseren letzten Tag verbringen wir in Ortenburg, dem größten Vogelpark Süddeutschlands, der mehr als 200 Arten beherbergt. In einer wunderschönen Park- und Waldlandschaft können wir viele der weit mehr als 1000 im Park lebenden Vögel aus allen Erdteilen bewundern, zum Beispiel Fasane, Greifvögel und Tukane. Auf Teichen und in Wiesengehegen finden sich Pelikane, Flamingos, Kraniche, Reiher, Strauße, Nandus, Enten, Gänse, Pfauen und viele andere. Besonders begeistern die Papageiensammlung und die Hornvogel-Kollektion. Gut ausgebaute, aber für unsere Teilnehmer zum Teil beschwerliche Wege lassen uns die Tiere aus unmittelbarer Nähe betrachten.
Es ist mittlerweile aber fast schon Tradition, für den letzten Abend unserer Reise eine musikalische Unterhaltung aus der Region zu bestellen und so sorgte auch diesmal ein örtlicher Alleinunterhalter für gute Stimmung bei unseren Teilnehmern