Liebe Mitglieder, liebe Freunde,
Pandemiezeit ist Ausnahmezustand. Schon klar. In einer Situation wie dieser müssen wir ALLE auf liebgewonnene Gewohnheiten und wertvolle Freiheiten verzichten. Das gilt selbstverständlich auch für uns Menschen mit Behinderungen.
Nur: Wenn ALLE verzichten müssen, müssen eben auch ALLE profitieren, sobald es Lockerungen gibt. „Risikogruppe“ (zu der übrigens längst nicht ALLE Menschen mit Behinderung gehören!) darf nicht vom kurzfristigen Schutzetikett zum dauerhaften Stigma mutieren. Man darf und MUSS auch uns Menschen mit Behinderung zutrauen, verantwortliche und abgewogene Entscheidungen in Bezug auf unsere Gesundheit zu treffen und selbst zu beurteilen, welche Risiken wir eingehen wollen und welche nicht. So etwas nennt man? Genau. Selbstbestimmung.
Leider ist die oft etwas zerbrechliche Prinzessin Selbstbestimmung wohl pandemiebedingt ein wenig eingenickt, während sie am dünnen Faden der Inklusion gesponnen hat. Jedenfalls ist derzeit bedauerlich wenig von ihr zu hören und zu sehen. Beteiligungsprozesse sind auf Eis gelegt, Gremien und Verbände werden zu wenig in Konzepte und Strategien eingebunden. Was in den Zeiten der akuten, äußerst unberechenbaren Notlage, wo spätestens alle paar Tage im Eiltempo neue Verfügungen und Verordnungen mit neuen Regeln erlassen werden mussten, durchaus vertretbar und in Ordnung war, muss jetzt so schnell wie möglich ein Ende nehmen. Die alten Mechanismen der Mitbestimmung müssen unbedingt schnell wieder ins Laufen kommen. Und neue müssen etabliert werden. Denn langfristige Exit-Strategien, Hygienekonzepte, Schichtpläne für die Belegung von Werkstätten und Fördereinrichtungen unter Einhaltung der Corona-Regeln – all das geht auf keinen Fall ohne die Menschen mit Behinderungen, ihre Betreuer und Angehörigen!
Zum Schluss wieder mein Appell an Sie/Euch: wenn Euch/Ihnen etwas besonders wichtig ist, dann schreibt/schreiben Sie doch einfach mal etwas darüber für die Clubpost! Wir suchen immer wieder Geschichten, Fotos und Reportagen. Schickt/schicken Sie uns einfach eine Mail an
Viel Spaß mit der Clubpost und bei allen Aktivitäten des CBF (von denen einige jetzt endlich wieder laufen!) wünscht Ihnen/Euch
Holger Kiesel. Bleibt/bleiben Sie gesund!
In dieser Ausgabe lädt Sie Michaela Schlereth zu einer Rolliwanderung von Ohlstadt nach Eschenlohe ein, Günter Fieger-Kritter setzt sich mit der Frage auseinander, inwieweit es in der Innenstadt ausreichend Behindertenstellplätze gibt und Hanne Kamali berichtet vom Faszinosum pinker Schuhe. Carola Walla erzählt von einer Reise nach Paris zu Zeiten von Corona. Ein Leserbrief von Ingrid Gruel sowie ein Ausflug Hanne Kamalis in die Welt von Gans am Wasser und Gans Woanders runden diese Ausgabe ab.