Bericht über den europaweiten Protesttag vom 5. Mai 2017 für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung

Am 5. Mai 2017 fand am Karlsplatz (Stachus), von 16:00 bis 19:00 Uhr unter dem Motto: „Mit und ohne Behinderung. Zusammen geht mehr!“ ein europaweiter Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung statt. Dieser Tag wurde als gemeinsame Veranstaltung des „Aktionsbündnisses 5. Mai“, in dem sich bayerische Behindertenselbsthilfeverbände, Selbsthilfeorganisationen und weitere Akteure der Behindertenhilfe aus München und Umland befinden, unter der Organisation und Koordinierung der LAG SELBSTHILFE Bayern e.V durchgeführt.
Ziel dieser Protestkundgebung war und ist es, die Stimmen der Menschen mit Behinderung lauter werden zu lassen, um auf unzureichende Teilhabe und Gleichstellung aufmerksam zu machen und die konsequentere und wirksame Umsetzung der Forderungen der UN-Behindertenrechtskonvention in allen Lebensbereichen einzufordern.
Die Bereiche Schule, Arbeit, Freizeit, Wohnen und Gesundheit wurden als fünf „Tatorte verhinderter Teilhabe“ dargestellt. Diese Tatorte wurden mit rotem Absperrband abgesperrt und am Boden wurden mit Kreide die Umrisse einer Leiche abgezeichnet. Die Tatwaffen und Forderungen zur Umsetzung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung wurden mit Nummern versehen, wie bei der Spurensicherung im Krimi, und zu guter Letzt kam noch ein ordentlicher Schuss Kunstblut mit dazu. Auf einem Schild beim Tatort wurden Forderungen an Politik und Gesellschaft dargestellt. Die Akteure der Behindertenhilfe usw. trugen weiße Anzüge, wie die Spurensicherung am Tatort. Sie waren Ansprechpartner für die Bevölkerung, damit Interessierte mehr über die Situation von Menschen mit Behinderung erfahren konnten.
An den Tatorten wurden auf einem Rundgang auch Vertreterinnen und Vertretern aus der Politik in die jeweiligen Thematiken eingeführt, Forderungen erläutert und mit konkreten Beispielen zur Umsetzung geimpft. Die Politik und Gesellschaft muss endlich begreifen, dass mehr getan werden muss als bisher, um Tatorte verhinderter Teilhabe zu bereinigen und die Gleichstellung wirksam umzusetzen.
Neben den Tatorten gab es noch eine große Bühne, auf der die Begrüßung stattfand, die Vertreter der Tatorte sich vorstellten und ihre Statements abgeben konnten und auf der ein Tanz- und Musikprogramm für Stimmung sorgte. Die Künstlerin Patty Turner, das Singer-Songwriter-Duo blind&lame, die Aphasingers und die Tänzerin Kassandra Wedel zeigten, dass Menschen mit Behinderung einen enormen Kunst- und Kulturwert darstellen und es sich für alle lohnt, Menschen mit Behinderung zu unterstützen. Zudem wurden die Politiker im Anschluss an die Begehung der Tatorte befragt, welche Erkenntnisse sie von diesem Tag mitnehmen und wie sie sich dafür einsetzen wollen.
Ich hatte als derzeitiger Praktikant des CBF unseren Verein zu vertreten und konnte viele neue Erfahrungen sammeln. Als Fazit zu dieser Veranstaltung lässt sich sagen, dass sie ein großer Erfolg war, denn die Bevölkerung wurde aktiv miteinbezogen, denn alle wollten wissen: Was ist hier denn los? Leider war der relativ kleine Standort Stachus nicht perfekt dafür, denn die Tatorte waren zu eng beieinander, was zur Folge hat, dass alles miteinander verschwamm und die Forderungen der einzelnen Baustellen unterzugehen drohten. Zudem wollten alle Passanten in die Fußgängerzone und da blieb nicht viel Zeit zum Reden. Jedoch war die Aktion aus meiner Sicht ein Erfolg, besser als die üblichen Stände, die jeder kennt. Die Tatorte erwecken mehr Bewusstsein für verhinderte Teilhabe und die Problemlagen von Menschen mit Behinderung als Stände, wo häufig nur eine Organisation oder ein Verband der Behindertenhilfe im Vordergrund steht - und wir wollen ja eine Bewusstseinsveränderung vorantreiben! Kritik ist nur: Wir waren immer noch zu leise!
Im Großen und Ganzen war es aber ein erfolgreicher Tag. Mal sehen, ob er Folgen hat und was die Politik damit anfängt!
In diesem Sinne: „Nicht vergessen, laut bleiben!“

Julian Schorr