Luidpoldpark

Liebe Mitglieder, liebe Freunde!

Jetzt geht der August bereits in den September über und wir haben immer noch ein Sommerloch in allen Medien! Was das Thema Menschen mit Behinderung betrifft, ist es geradezu beängstigend ruhig: Keiner diskriminiert Behinderte und keiner regt sich darüber auf. Sonnenwärme und Sommerfreuden überstrahlen alles und legen einen wollüstig trägen, schweißnassen Frieden über die Probleme. Nicht einmal das Ungeheuer von Loch Ness schwimmt ans Ufer, kein Hollywoodstar erwürgt seine Ehefrau, und auch die Staus auf den Autobahnen regen uns nicht gehörig auf. Wir fahren einfach von der Autobahn ab, setzen uns in den nächsten bayerischen Biergarten und wollen die Welt nicht verbessern – nein, jetzt nicht – später vielleicht dann wieder.

Aber ein bemerkenswertes Phänomen sollten wir doch von uns aus im Sommerloch der Zeitungen platzieren: Die reihenweise Wunderheilung langjährig behinderter Menschen nämlich. Denn - abgeschickt von Ämtern, Behörden und anderen Institutionen - finde ich gelegentlich Anfragen im Briefkasten, die wissen wollen, ob ich immer noch behindert bin und wenn ja, dass ich dieses doch bitte mit einem Ausweis belegen wolle. Meine Behinderung aber und viele andere Behinderungen auch sind konstant. Leider! Wenn ich Glück habe, wird diese Behinderung wenigstens nicht schlimmer, oft wird sie es aber doch und ist zunehmend schwerer zu ertragen.

Wenn mich also jemand fragt: „Sind Sie immer noch behindert?“ Dann geht er offensichtlich davon aus, dass eine gewisse Aussicht auf Wunderheilung besteht. Nun möchte ich gar nicht bestreiten, dass es Wunderheilungen gibt. Aber ich denke, diese kommen relativ selten vor und ich – für mich persönlich – glaube nicht daran. So kann ich der Behörde also nur antworten: Sehr geehrte Damen und Herren! Ich glaube nicht an Wunderheilungen und fahre auch nicht im Urlaub nach Lourdes, um es auszuprobieren. Falls ich weiterlebe, können Sie auch die kommenden Jahre davon ausgehen, dass ich behindert sein werde. Hochachtungsvoll verbleibe ich notgedrungen in meiner Behinderung und grüße Sie herzlich!

Nun aber zu unserer aktuellen Ausgabe. Was erwartet Sie im September? Sie sollten sich vor allem den 30. September vormerken, denn an diesem Tag findet unsere diesjährige Mitgliederversammlung statt. Wolfgang Vogl lädt Sie dazu ein. Natürlich stellt Hanne Kamali wieder ein LOKAL DES MONATS vor, wohingegen Michaela Schlereth im September pausiert und erst wieder im Oktober zur nächsten Rollstuhlwanderung lädt. Sie fährt bei unserer Mehrtagesfahrt nach Plaue in Brandenburg mit. Wir setzen sodann unsere Reihe mit Beiträgen zum Thema Wohnen mit einem Artikel des Vereins Stadtteilarbeit fort, in dem Umbaumaßnahmen für ein barrierefreies Zuhause thematisiert werden. Adolf und Ilse Wich berichten über ihren Aufenthalt in unserem Appartement in der Johann-Fichte-Straße und ich biete den nächsten Museumsbesuch an.

Ingrid Leitner